Seit Jahren steht ein zweiter S-Bahn-Tunnel in München in der Diskussion. Getan hat sich bislang wenig. Nun wollen die Grünen den Bau komplett kippen – und haben andere Vorschläge.
München – Die Grünen im Landtag fordern bis 2030 einen Zehn-Minuten-Takt im Münchner S-Bahn-Verkehr sowie die Verdopplung der Fahrgastzahlen auf mehr als 1,5 Millionen täglich. Bei der Vorstellung ihres Konzepts «S-Bahn München 2030» brachte die Partei am Dienstag in München erneut den Ausbau des Südrings anstelle des zweiten Tunnels als zweite Stammstrecke ins Spiel. «Wir fordern einen Weitsicht – statt einen Tunnelblick», sagte der verkehrspolitische Sprecher Markus Ganserer. Teil des Konzepts sei auch ein Express, der in weniger als 18 Minuten zwischen Hauptbahnhof und Airport pendelt.
Weil die Fahrgastzahlen seit 1973 vor allem außerhalb der bestehenden Stammstrecke stark gestiegen sind, seien Arbeiten im gesamten Streckennetz nötig, sagte Ganserer. In den Randbezirken sollte ab 2025 ein 20-Minuten-Takt gelten.
Dem Milliardenprojekt zweiter Tunnel der Staatsregierung erteilte Ganserer erneut eine Absage. Es sei nicht ausreichend, eine zweite Stammstrecke zu bauen, um dann festzustellen, dass auf den Außenästen trotzdem nicht mehr Züge fahren könnten. Der Tunnel ist das derzeit größte bayerische Verkehrsprojekt.
Video: 2. Stammstrecke soll bis 2025 fertig sein
Staatskanzleichef Marcel Huber (CSU) hatte Ende April gesagt, der Bau der Röhre durch die Münchner Innenstadt solle noch heuer beginnen. Zuletzt waren Kosten in Höhe von rund drei Milliarden Euro im Gespräch. Ursprünglich waren zwei Milliarden Euro vorgesehen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat bereits zugesichert, der Bund werde sich an den Mehrkosten beteiligen. Die Kosten für das Grünen-Konzept liegen bei 3,1 Milliarden Euro.
Die Freien Wähler warfen der Staatsregierung in einer Mitteilung von Dienstag vor, den Ausbau des öffentlichen Schienennahverkehrs über Jahrzehnte verschlafen zu haben. Deshalb begrüße man den Vorstoß der Grünen. Michael Piazolo sagte allerdings auch, er erkenne in dem Konzept «nichts wesentlich Neues».
(dpa/lby)