Di, 05.12.2017 , 15:39 Uhr

Abgas-Vorwürfe gegen BMW: Bundesverkehrsministerium prüft jetzt Abgaswerte

Die Affäre um schmutzige Diesel-Abgase ist an BMW bisher weitgehend vorbei gegangen. Zu Unrecht, findet die Deutsche Umwelthilfe – und verweist auf eigene Abgas-Messungen. Im Mittelpunkt steht die Frage: Was ist eigentlich normales Fahrverhalten? Das Bundesverkehrsministerium lässt nun von der Umwelthilfe erhobene Vorwürfe gegen BMW zu erhöhten Abgaswerten überprüfen.

 

„Das Kraftfahrt-Bundesamt ist unmittelbar nach Bekanntgabe der Vorwürfe von der Untersuchungskommission des BMVI beauftragt worden, den Vorwürfen nachzugehen“, teilte das Ministerium in Berlin am Dienstag auf Anfrage mit.

 

Die Deutsche Umwelthilfe wirft BMW vor, Diesel-Abgase nicht ausreichend zu reinigen und unzulässige Abschalteinrichtungen einzusetzen. Konkret geht es um einen BMW 320d aus dem Jahr 2016, der nach Darstellung von DUH-Chef Jürgen Resch auf der Straße auch bei alltäglichem Fahrverhalten deutlich mehr gesundheitsschädliche Stickoxide ausstoßen soll als erlaubt. BMW wies die Vorwürfe zurück und verwies dabei auf Tests des TÜV Süd und des Kraftfahrtbundesamts.

 

Die DUH veröffentlichte am Montag eigene Messergebnisse und ließ diese nach eigenen Angaben auch dem Bundesverkehrsministerium und dem Kraftfahrtbundesamt zukommen. Resch sagte, es bestünden „sehr starke Indizien für das Vorhandensein einer Abschalteinrichtung“, die schon im „mittleren Drehzahlbereich“ im alltäglichen Fahrbetrieb die Abgasreinigung herunterregele. Das sei aus DUH-Sicht nicht mit dem Schutz des Motors begründbar und damit rechtlich nicht zulässig.

 

 

Die Abgasrückführung werde ab 3500 Motor-Umdrehungen komplett abgeschaltet, sagte Resch – diese Drehzahl erreiche man etwa bei 70 Stundenkilometern im dritten Gang oder bei 112 Stundenkilometern im fünften Gang. „Nach Rechtsauffassung der DUH sind solche Abschalteinrichtungen, die dauerhaft aktiviert werden, nicht legal“, betonte Resch und forderte eine Überprüfung der Typgenehmigung für das Modell und gegebenenfalls Nachrüstungen an der Abgasreinigung.

 

BMW wehrte sich gegen die Vorwürfe. „Wenn ein Tester bewusst und zielgerichtet untypische Fahrweisen im Randbereich erzwingt, um plakative Emissionswerte zu konstruieren, dann hat das Züge einer gezielten Kampagne“, sagte Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich. Der Autobauer teilte mit, dass Fahrzeuge von BMW grundsätzlich den gesetzlichen Vorschriften entsprächen und nicht manipuliert seien.

 

Einem technisch identischen Modell habe schon 2015 der TÜV Süd nach unabhängiger Prüfung ein „sehr robustes Abgasverhalten“ und Stickoxid-Werte „innerhalb der technisch erklärbaren sowie erwartbaren Toleranz“ bescheinigt. Zudem habe das Kraftfahrtbundesamt erst im vergangenen Sommer den Antrieb des 320d überprüft und „für gut befunden“.

 

Zuvor hatten die ZDF-Sendung „Wiso“, die an den DUH-Messungen beteiligt war, sowie die Tageszeitung „Der Tagesspiegel“  berichtet. Dass Dieselautos auf der Straße teils deutlich mehr gesundheitsschädliche Stickoxide ausstoßen als im Labor, ist bekannt und nicht grundsätzlich verboten. Allerdings ist umstritten, wann sich das Runterregeln der Abgasreinigung mit dem Schutz des Motors rechtfertigen lässt. BMW hatte im Zuge des VW-Abgasskandals stets betont, sich an die Regeln zu halten. Die EU hat die Messverfahren und Regeln für neue Autos bereits verschärft.

 

dpa

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