Weniger Straftaten und deutlich weniger Reisende. Rucksack- und Taschenverbot auf der Festwiese bereiten am Hauptbahnhof kein Problem. Der Twitter-Maraton der Polizei kam positiv an. Die Bundespolizei zieht positives Wiesnfazit.
Auch wenn das Münchner Oktoberfest noch einige Stunden läuft – nach 17 Tagen und Nächten im „Wiesnwahnsinn“, in denen sich die Landeshauptstadt im Ausnahmezustand befindet – zieht die Münchner Bundespolizei eine positive Bilanz des 183. Oktoberfestes.
Laut Polizeidirektor Jürgen Vanselow war der Besucherrückgang auf der Wiesn auch am Hauptbahnhof und an der Hackerbrücke deutlich zu spüren. Der Dienststellenleiter, dem während des diesjährigen Oktoberfestes rund 175 zusätzliche Beamtinnen und Beamten unterstanden, darunter ca. 60 Beamte von Spezialeinsatzverbänden, zog aber nicht nur deswegen eine positive Bilanz. „Es gab auch einen weiteren leichten, erfreulichen Rückgang in der Gesamtsicht aller Strafanzeigen“.
Deutlich rückläufig gegenüber den Vorjahren nahm die Bundespolizei das Reisendenaufkommen am Münchner Hauptbahnhof und am S-Bahnhaltepunkt Hackerbrücke wahr. „Der reibungslose Zu- und Abfluss der Festbesucher ist für alle Einsatzkräfte ein zentraler Schwerpunkt“, so der Chef der Münchner Bundespolizei zur Aufgabenstellung. Einzig am letzten Wiesnsamstag war das Aufkommen im Hauptbahnhof – sowohl von der Anzahl der Reisenden aber auch den Einsätzen der früheren Jahre vergleichbar. Insgesamt lobt der Inspektionsleiter aber die Wiesnbesucher: „Viele Reisende hatten sich auf das Rucksack- und Taschenverbot auf der Wiesn vorbereitet und haben uns damit die Arbeit erleichtert.“
„Als hilfreich in den Ermittlungen sowie bei der Aufklärung von Straftaten, hat sich einmal mehr, die in München gut ausgebaute Videoüberwachung an Bahnhöfen, Haltepunkten und S-Bahnen gezeigt“, so Vanselow. „Dass unsere Einsatzleitungen sich an nahezu allen Brennpunkten des Hauptbahnhofes, der Hackerbrücke sowie den Tunnelbahnhöfen zudem einen schnellen Überblick über die Lage verschaffen kann“, wertet er erneut als eines der Erfolgsrezepte des am späten Abend zu Ende gehenden Einsatzes.
Bedeuten doch über 5 Millionen Oktoberfestbesucher den personenmäßig größten Einsatz, den die Bundespolizei in den zwei Wochen bundesweit zu bewältigen hat. Erstmals zum Einsatz kam dabei ein sogenannter Mast-Lastkraftwagen. Ein weißer Transporter auf dem an einem Mast eine ausfahrbare und schwenkbare Videokamera Livebilder direkt in die Einsatzzentrale sendet. So konnte bei brenzligen Situationen oft schnell der richtige Personaleinsatz entsandt werden.
„Auch wenn manche meinen, das Abspielen von Partymusik wäre dem Polizeieinsatz nicht angemessen. Die Erfahrungen zeigten erneut, wer singt und tanzt, kann Wartezeiten besser ertragen, wird weniger aggressiv und befolgt auch notwendige Lenkungsmaßnahmen“, so der Inspektionsleiter. Wenn die beiden Treppenauf- und -abgänge den Besuchermassen kaum Herr werden, verkürzen die DJ’s der Bundespolizei mit Musik aus ihrem „blau-weißem Partybus“, wie das rund 200.000 € teure Sonderfahrzeug im Volksmund genannt wird, das Warten, bis man zu seiner S-Bahn auf den Bahnsteig kann.
Das man sich auch mal einen Hit wünschen, und die Begleitung auf der Hackerbrücke zum Tanz einladen kann, lässt für den ein oder anderen die Bundespolizei auch mal in einem ganz besonderen Glanz erscheinen. „Die Sympathiebekundungen vor Ort zeigten, dass unser Einsatzziel erreicht wurde“, so Vanselow abschließend zum „LauKw“. Bei den großen Menschenmassen und der Vielzahl von, zum Teil stark Alkoholisierten, die zudem sehr unterschiedlich auf das süffige Wiesnbier reagieren, kann es trotz vielfältigem Bemühen um Deeskalation nicht ausbleiben, dass es auch zu Straftaten kommt. „Allerdings“, so Vanselow „ist der Rückgang von Straftaten, insbesondere der deutliche bei Gewalttaten ein sehr positives Signal“.
Nachdem im letzten Jahr erstmals der Mikrobloggingdienst Twitter genutzt wurde feierte am Samstag, 24. September der erste mehrstündige Twitter-Marathon, bei dem über die Einsatzanlässe der Münchner Bundespolizei informiert wurde, Premiere. Die Reaktionen auf das achtstündige „Zwitschern“ im sozialen Netzwerk waren durchweg positiv. Konnten so doch auch direkt Fragen beantwortet und Hintergründe des Einsatzes oder von Maßnahmen erläutert werden.
Ein Highlight der 2016er Bundespolizei-Wiesn war sicherlich die bundesweit Beachtung findende Präventiv-Maßnahme eines Beamten. Er hatte am 30. September einen im Hauptbahnhof fahrradfahrenden Bodyguard von Arnold Schwarzenegger „vom Fahrrad“ geholt. Das anschließende Twitter-Selfie mit dem „Terminator“ fand zur TV-Prime-Time in der ARD-Sendung „Spiel für Dein Land“ Erwähnung. Polizeidirektor Jürgen Vanselow vergaß bei seinem Resümee auch die personelle Unterstützung nicht, die seine Inspektion fast aus dem gesamten Bundesgebiet erfuhr: „Ein Anlass, mich bei allen Beamtinnen und Beamten, Fremd- wie eigenen Kräften, ganz herzlich zu bedanken. Engagiert und motiviert haben alle mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl zu einem gelungenen Wiesneinsatz der Münchner Bundespolizei beigetragen“.