Mi, 05.08.2015 , 17:02 Uhr

150 Flüchtlinge in einem Zug - größter „Aufgriff“ der Bundespolizei

Am Dienstag (4. August) musste die Bundespolizei, in nur einem einzigen Zug, 150 unerlaubt eingereiste Personen feststellen. Das ist der größte „Aufgriff“, den die Bundespolizei jemals in Deutschland tätigen musste.

 

Am Rosenheimer Bahnhof mussten knapp 150 Personen einen Zug, der aus Verona angereist war, verlassen. Die Personen verfügten nicht über die erforderlichen Papiere, die für eine Einreise oder einen Aufenthalt in Deutschland erforderlich sind. 119 der aufgegriffenen Menschen stammen aus Eritrea. Bei den restlichen Passagieren handelte es sich um Äthiopier, Nigerianer, Sudanesen, Kameruner, Gambier, Bangladescher, Pakistaner und Syrer.

 

Angeforderte Polizeibusse brachten die Menschen zur Dienststelle der Rosenheimer Bundespolizei. Sie wurden in einer Sporthalle behelfsmäßig untergebracht. Die Menschen wurden registriert und versorgt. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurden die unerlaubt Eingereisten an die Aufnahmestelle für Flüchtlinge in München weitergeleitet.

 

 

Grenzüberschreitung steigt massiv

 

Nach Angaben der Rosenheimer Bundespolizei zeigt dieser Großaufgriff beispielhaft, dass illegale Grenzübertritte derzeit massiv über die deutsch-österreichische Grenze erfolgen. Allein im Juli verzeichnete die Bundespolizeiinspektion Rosenheim rund 6.400 solcher Fälle. Das sind in nur einem Monat mehr unerlaubte Einreisen als in den Jahren 2012 und 2013 zusammen. Mit etwa 11.000 im ersten Halbjahr 2015 hat sich die Zahl der unerlaubt eingereisten Personen im Vergleich zum Vorjahreszeitrum mehr als verdreifacht.

 

Etliche Fehlinformationen, Hetze und rechtes Gedankengut im Internet

 

Vor allem, da immer mehr Flüchtlinge nach Deutschland kommen, sind auch die sozialen Netzwerke überhäuft von Kommentaren, in denen gegen Flüchtlinge gehetzt wird. Ein erschreckend großer Teil davon ist allerdings nichts anderes als Stammtischparole und zeugt von Unwissenheit, rechtem Gedankengut und falschen Informationen. Deshalb hier ein kleiner Faktencheck, der sich ständig wiederholenden Aussagen:

 

„Echten Flüchtlingen helfen wir gerne, die Meisten sind aber sowieso Wirtschaftsflüchtlinge und Schmarotzer“

 

Tatsächlich kamen dieses Jahr bisher die meisten Flüchtlinge aus der Kosovo-Region, diese allerdings haben tatsächlich meist keinen Anspruch auf Asyl und werden deshalb auch „so schnell wie möglich“ wieder ausgewiesen. An zweiter Stelle folgen die Flüchtlinge aus Syrien, wo schreckliche Bürgerkriege herrschen und bei Kämpfen zwischen Regierungstruppen und der IS-Terrormiliz tausende Menschen ums Leben kommen. Darunter auch viele Zivilisten.

 

„Wären es echte Flüchtlinge, würden nicht nur die Männer kommen.“

 

Knapp 2/3 der Flüchtlinge, die hier ankommen, sind Männer. Wenn man allerdings über Wüste, Mittelmeer und halb Europa flieht, ist das auch eine körperliche Anstrengung. Deshalb ist i.d.R. das stärkste Familienmitglied das erste, das das auf sich nimmt (bzw. das Familienmitglied, das die besten Chancen hat, die Familie weiterhin zu unterstützen oder ggf. auch nachzuholen). Gerade der Weg über das Mittelmeer ist eine sehr große Gefahr, die viele Väter erst sich selbst zumuten, bevor es ihre Frauen und Kinder tun. Wenn man jetzt in die Flüchtlingslager nahe den Krisengebieten genauer unter die Lupe nimmt, dann ist das genau umgekehrt, also der Frauenanteil höher. Es ist also falsch, dass nur die Männer fliehen, es kommen nur prozentual mehr in Europa an.

 

„Die Flüchtlinge bekommen das Geld hinterhergeschmissen“

 

Die Regelsätze für Asylbewerber liegen mit 362 Euro monatlich unter denen von Hartz 4. Zumal man bedenken muss, das davon noch einmal bis zu 60 Prozent abgezogen werden, was meist auch der Fall ist (für Unterkunft, Strom, Wasser und Heizung). Übrig bleiben dann 140 Euro im Monat, was weniger als 5 Euro am Tag entspricht. Offiziell stehen einem Flüchtling etwa 6 Quadratmeter für die Unterbringung zu. Wegen der hohen Anzahl an Flüchtlingen muss oft gerade mal ein Bett ausreichen.

 

Wir bitten, von solchen Aussagen Abstand zu nehmen und eine Empathie gegenüber der Lage der Asylbewerber, zu entwickeln.

 

 

(pol/dpa/jh)

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