Nach der Insolvenz der Augsburger Verlagsgruppe Weltbild soll es am heutigen Donnerstag (16.01.) einen weiteren Runden Tisch zur Rettung des kirchlichen Unternehmens geben.
Bayerns Arbeitsministerin Emilia Müller und ihre Kabinettskollegin, Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (beide CSU), werden dazu in Augsburg mit Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz, dem Betriebsrat und weiteren Teilnehmern beraten.
Nach dem Treffen will der Augsburger Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) über die Ergebnisse informieren.
Ministerpräsident Horst Seehofer hatte zwar direkte Geldzahlungen für das Unternehmen ausgeschlossen, nicht aber Hilfen für die rund 2200 in Augsburg von Arbeitslosigkeit bedrohten Mitarbeiter.
Mitarbeiter der Weltbild-Verlagsgruppe hatten am Mittwoch schwere Vorwürfe gegen die katholische Kirche als Eigentümer des insolventen Unternehmens erhoben. In einem Offenen Brief der Beschäftigten heißt es, die Bischöfe hätten «Weltbild bewusst in die Insolvenz getrieben».
Der Brief wurde nach Angaben von Verdi am Mittwoch bei einer Betriebsversammlung in Augsburg von rund 1500 Mitarbeitern unterzeichnet. Die Beschäftigten werfen der Kirche vor, dass sie entgegen früherer Beschlüsse und einer Zusage die Refinanzierung des Verlages und Versandhändlers hätten scheitern lassen. Weltbild gehört zwölf Bistümern, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der Soldatenseelsorge Berlin.
Die Kirche habe einen «völlig widersprüchlichen und unklaren Kurs während der letzten Jahre» gefahren, hieß es in dem Brief.
Hintergrund:
Die Weltbild-Gesellschafter hatten seit langem geplant, sich von Weltbild zu trennen; unter anderem war eine Stiftungslösung im Gespräch. Nach Angaben der Verantwortlichen hatte sich zuletzt der Finanzierungsbedarf für die Sanierung von Weltbild etwa verdoppelt. Daraufhin drehte die Kirche den Geldhahn zu. Die Unterzeichner des Offenen Briefes erklärten, dass sie «nicht bereit sind, unser Unternehmen und unsere Arbeitsplätze sang- und klanglos auf dem Altar innerkirchlicher Machtkämpe opfern zu lassen».
Die bayerische Arbeitsministerin Emilia Müller sagte unterdessen den Mitarbeitern für den Bedarfsfall staatliche Unterstützung zu. Instrumente wie der Europäische Sozialfonds und der Arbeitsmarktfonds stünden bereit, falls es zu einer Transfergesellschaft komme, sagte die CSU-Politikerin in Wildbad Kreuth der Nachrichtenagentur dpa.
Zunächst müsse jedoch Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz versuchen, dem Unternehmen eine Zukunft zu ermöglichen.
jn / dpa