Mi., 10.02.2016 , 11:03 Uhr

Bahnunglück: Polizei rechnet nicht mit weiteren Todesopfern

Zwei Regionalzüge prallen frontal gegeneinander, zehn Menschen sterben. In Bad Aibling ist eines der schwersten Bahnunglücke der vergangenen Jahre in Deutschland passiert. Jetzt sollen nach und nach die Trümmer beseitigt werden.

 

Nach dem schweren Zugunglück in Oberbayern mit zehn Toten rechnet die Polizei nicht mit weiteren Todesopfern. „Es wird niemand mehr vermisst“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd am Mittwochvormittag. Nachdem alle Personalien abgeglichen worden seien, dürfte sich kein Opfer mehr in den beiden Zügen befinden. „Es wird keine elfte Leiche geben.“

 

Nachdem ein Opfer am Dienstagabend im Krankenhaus gestorben war, liegt die Zahl der Schwerverletzten nun bei 17. Der Polizeisprecher zeigte sich zuversichtlich, dass sie überleben werden. „Wir dürfen optimistisch sein.“ 63 Reisende wurden zudem leicht verletzt. Es ist das schwerste Bahnunglück in Bayern seit mehr als 40 Jahren. Am Dienstagmorgen waren zwei Nahverkehrszüge der privaten Bayerischen Oberlandbahn auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim bei hohem Tempo frontal ineinander gekracht.

 

 

Am Mittwochmorgen gab es zunächst Verwirrung um die Zahl der Opfer. Am Dienstagabend waren bereits zehn Todesopfer bekannt, ein weiterer Mensch galt als vermisst und wurde unter den Trümmern vermutet. Dann berichtete am Mittwochmorgen eine Mitarbeiterin der Polizeieinsatzzentrale, die sterblichen Überreste des Vermissten seien gefunden worden. Dies stellte sich jedoch als falsch heraus. Wenig später meldete die Polizei, dass niemand mehr vermisst werde.

 

Informationen, wonach das Zugunglück auf menschliches Versagen zurückzuführen sein soll, wurden der Deutschen Presse-Agentur am Mittwochvormittag erneut bestätigt. Der Polizeisprecher hingegen wollte dies nicht bestätigen. Derzeit würden Blackboxen aus den Zügen ausgewertet. „Das nimmt Zeit in Anspruch, und diese Zeit nehmen wir uns auch.“ Eine von drei Blackboxen wird noch immer unter den Trümmern vermutet.

 

Am Mittwoch traf ein erster Spezialkran der Deutschen Bahn am Unfallort ein, wie das Unternehmen mitteilte. Am Vormittag wurde darauf gewartet, dass der Staatsanwalt die Unfallstelle freigibt. Am Dienstag hatten sich die Arbeiten als extrem schwierig erwiesen, weil die Unglücksstelle in einem Waldstück an einer Hangkante neben dem Flüsschen Mangfall liegt. Die Bergung der Trümmer wird wohl mehrere Tage dauern.

 

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Claudia Roth (Grüne) wollten den Unglücksort am Mittwoch besuchen und mit Rettungskräften sprechen. Auch Bahnchef Rüdiger Grube wollte sich gemeinsam mit Seehofer ein Bild von der Lage machen. Wegen des Unglücks hatten sich die Parteien entschieden, auf den Politischen Aschermittwoch in Bayern zu verzichten.

 

Die 37 Kilometer lange Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim wurde nach dem Unglück komplett gesperrt. Wann die Strecke wieder geöffnet werden kann, war zunächst unklar. Der Schienenersatzverkehr habe sich inzwischen „eingetaktet“, teilte die Bayerische Oberlandbahn mit.

 

rico güttich / dpa

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