Mi, 30.03.2016 , 09:47 Uhr

"Gehörige Portion Gelassenheit" - Fußballfans in Zeiten des Terrors

Konkrete Hinweise auf einen Terroranschlag beim Fußball-Länderspiel Deutschland – Italien gibt es nicht. Und doch bekommen die Fans zu spüren, dass die Sicherheitsbehörden wachsam sind. Ein bisschen Unsicherheit? Ja. Deswegen auf das Spiel verzichten? Auf keinen Fall!

 

Fußballgucken in Zeiten des Terrors heißt vor allem eins: Schlangestehen. Die Kontrollen vor dem Länderspiel Deutschland – Italien am Dienstag verlaufen recht zügig. Arme abtasten, Beine abtasten. „Ich fühle mich jetzt sicherer“, sagt ein Familienvater aus Passau, der mit seiner Frau und den beiden Teenager-Töchtern nach München gekommen ist. „Weil das passiert ist, werden Kontrollen wieder ernster genommen.“ Mit „das“ meint er die Bombenexplosionen vor einer Woche in Brüssel mit 35 Toten und mehr als 300 Verletzten.

 

Schon davor hatte die Münchner Polizei für das Freundschaftsspiel die höchste Sicherheitsstufe ausgerufen. Alleine deshalb, weil es erst die zweite Begegnung der DFB-Elf um Jogi Löw nach der Absage von Hannover im Herbst infolge der Terroranschläge von Paris ist.

 

Zehntausende Karten sind verkauft. „Die Leute sollten eine gehörige Portion Gelassenheit mitbringen“, rät der Vize-Sprecher der Münchner Polizei, Thomas Baumann, vorab. Je größer die Taschen, desto länger dauerten die Kontrollen. Am besten also: erst gar keine mitnehmen.

 

Dazu ruft die Polizei seit dem Nachmittag schon über den Kurznachrichtendienst Twitter auf. Auch sonst halten die Beamten ihre mehr als 54 000 Follower und alle Interessierten – wie schon beim Terroralarm in der Silvesternacht – auf dem Laufenden. Und wieder mehrsprachig: diesmal auf Deutsch und natürlich Italienisch.

 

Rund 800 Polizisten sind in München rund um das Fußball-Länderspiel im Einsatz. In der Innenstadt, an der Allianz-Arena. Sie begleiten die Fans sowie die beiden Mannschaften auf dem Weg zum Stadion. Mit Polizeihunden streifen sie am Nachmittag durch die Sitzreihen in der Arena. Insgesamt seien das doppelt so viele Polizisten wie bei Partien mit vergleichbarem Gewaltpotenzial unter Fans, sagt Baumann.

 

Alles eine Reaktion auf die blutigen Terroranschläge? „Ja, bedingt durch Brüssel, bedingt durch Paris“, sagt Baumann. Er betont wenige Stunden vor dem Anpfiff: „Es gibt überhaupt keine Hinweise auf terroristische Aktivitäten.“ Von Anschlägen könne erst recht keine Rede sein. „Aber wir leben in Zeiten der abstrakten Gefahr.“

 

Das schreckt die meisten Fans nicht: Claudia Taryne aus der Nähe von Augsburg sagt: „Wer Angst hat, ist hier falsch.“ Ihre Nachbarin Carmen Dempf meint: „Ich kann meinem Schicksal nicht davonlaufen.“ Für beide stand nicht zu Debatte, dass sie nicht kommen. Luigi aus Kalabrien, der in München lebt, sagt: „Sonst kannst du gar nicht mehr von Zuhause weg.“ Eine Frau aus Aschaffenburg findet, große Menschenmengen hätten immer etwas Bedrohliches. Die große Polizeipräsenz habe eher einen psychologischen Effekt für die Leute.

 

Etwas mulmiger scheint es Nalan Mitrano aus Sonthofen im Allgäu zumute zu sein, die mit ihren beiden Kindern und einem Neffen – alle in Italien-Trikots – nach München gekommen ist: „Man darf lieber nicht darüber nachdenken.“ Es bleibe nichts anderes übrig als zu verdrängen. „Aber deswegen daheimbleiben: Nein!“

 

Florian Frank ist aus der Schweiz angereist. Er sei seit dem Wochenende beruhigter, weil beim Spiel der Deutschen gegen England (2:3) alles ruhig geblieben sei. Auch für die Partie hatte die Polizei umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Etwa 1500 Beamte waren am Samstag im Einsatz. Der Italiener Antonio begründet seine Gelassenheit mit einem Vergleich zu Brüssel und Paris: „Man kann die belgische und französische Polizei nicht mit der deutschen vergleichen. Wenn es etwas in Deutschland gibt, dann Sicherheit.“

 

rg / dpa

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