Die Münchner Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen eine Hebamme wegen versuchten Mordes im Kreißsaal erhoben. In Großhadern und in einer weiteren Klinik soll sie werdenden Müttern Medikamente verabreicht haben, die zu hohem Blutverlust führten.
München – Die Münchner Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen eine Hebamme wegen versuchten Mordes im Kreißsaal erhoben. Ihr wird vorgeworfen, vier werdenden Müttern im Münchner Klinikum Großhadern vor dem Kaiserschnitt ein blutverdünnendes Medikament verabreicht zu haben. Die Patientinnen verloren daraufhin bei der Operation viel Blut und mussten mit notfallmedizinischen Maßnahmen gerettet werden.
Das Klinikum der Universität München zählt zu den größten Universitätskliniken in Europa. Mit seinen zwei Standorten in der Innenstadt und in Großhadern ist es nach der Berliner Charité das größte Krankenhaus der Maximalversorgung Deutschlands.
Zuvor soll sie bei ihrer Anstellung in einem Krankenhaus im hessischen Bad Soden (Main-Taunus-Kreis) ähnlich gehandelt und das Leben von fünf Frauen gefährdet haben. Es sei davon auszugehen, dass die 34-Jährige mit ihrer beruflichen Situation unzufrieden gewesen sei, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Das Schicksal der Patientinnen sei ihr egal gewesen.
Das Klinikum Großhadern muss sich zu Vorwürfen rechtfertigen, trotz Warnung des hessischen Krankenhauses die Hebamme eingestellt zu haben. In einem Brief an das Münchner Klinikum warnte der ehemalige Arbeitgeber vor ihrer ehemaligen Hebamme. Sie könne „zur Gefahr für Patientinnen werden“. Damals klagte die Frau gegen ihre Suspendierung, das Gericht erklärte die Beweislage für zu dünn.
Auf die Spur kamen die Ermittler der Hebamme nach einer Strafanzeige des Krankenhauses. Im Klinikum Großhadern war aufgefallen, dass es bei vier Kaiserschnittgeburten von April bis Juni 2014 zu starken Blutungen und auffälligen Blutwerten gekommen war. Seit etwa einem Jahr sitzt die Hebamme in Untersuchungshaft, der Fall hatte im Vorjahr bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Ein möglicher Prozessbeginn steht noch nicht fest.
(dpa/lby)