Trotz Atomausstiegs in Deutschland will die Staatsregierung bei ihrer Partnerschaft mit der chinesischen Provinz Guangdong die Kernkraft fördern.
In der am Freitag von Ministerpräsident Horst Seehofer und Gouverneur Zhu Xiaodan unterzeichneten Absichtserklärung werden sowohl Öko-Energie als auch Atomkraft als ein Feld der Zusammenarbeit genannt. „Dabei sollen Unternehmen und Forschungseinrichtungen gleichermaßen unterstützt werden, insbesondere solche, die in der Entwicklung und Nutzung der Solar-, Biomasse, Wind- und Kernenergie tätig sind“, heißt es in dem Papier.
Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause kritisierte das: „Ich finde es scheinheilig, auf der einen Seite die Energiewende loben zu lassen und auf der anderen die Atomenergie zu unterstützen“, sagte sie. „Ich finde nicht, dass wir der Atomenergiesparte von Siemens die Türen öffnen sollten.“ Bause ist Mitglied der bayerischen Delegation in China.
Die südchinesische Boomregion Guangdong wird voraussichtlich ein Stück näher an Bayern heranrücken. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) unterzeichnete am Freitag in der Provinzhauptstadt Guangzhou (Kanton) ein erneuertes Partnerschaftsabkommen. Dabei trug Seehofer den Wunsch des Münchner Flughafens nach einer direkten Flugverbindung in die über 100 Millionen Einwohner zählende Provinz vor. Gouverneur Zhu Xiaodan und Parteisekretär Hu Chunhua sagten ihre Unterstützung zu. „Die chinesische Seite hat sofort erklärt, die Chancen stehen gut“, sagte Seehofer.
Das Handelsvolumen Bayerns mit China hat sich seit der Jahrtausendwende in etwa verzehnfacht. Allein im ersten Halbjahr legten die bayerischen Exporte nach China um 11 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro zu.
Guangdong ist neben Shanghai die wirtschaftlich stärkste Region des Landes, in der viele deutsche Unternehmen präsent sind. Dazu gehören Daimler, MTU und der Volkswagen-Konzern, der mit seinem chinesischen Partner FAW 2013 ein neues Werk in der Stadt Foshan eröffnete – eine Investition von einer Milliarde Euro. Dort werden sowohl VW- als auch Audi-Fahrzeuge produziert. China sei der größte Markt für Audi, sagte Finanzvorstand Axel Strotbek bei einer Werksbesichtigung. Der Ingolstädter Autohersteller wolle die Produktionskapazität in China von derzeit 400 000 zunächst auf 500 000 und dann auf 700 000 Autos im Jahr steigern.
Die chinesischen Gastgeber brachten ihrerseits einen Wunsch vor: die Ausbildung von Fußballtrainern durch den FC Bayern München. „Wir werden eine Kooperation mit der Provinz Guangdong eingehen“, sagte FC–Bayern-Altstar Paul Breitner, der in Seehofers Delegation mit nach China reiste. „Dass wir da ein bissl Schwung reinbringen und für die Zukunft des chinesischen Fußballs einiges tun können.“ China ist auch für den FC Bayern inzwischen ein wichtiger Markt. Im kommenden Jahr ist eine Gastspielreise nach China geplant, außerdem will der Fußballclub ein Büro in China eröffnen.
Seehofer bleibt noch bis Montag in China. Am Samstag will der Ministerpräsident in Guangdong eine neue bayerische Vertretung eröffnen, am Montag in Peking zum Abschluss Regierungschef Li Keqiang treffen.
rg / dpa