München – Nach dem massiven Polizeieinsatz beim kleinen Münchner Fußballderby hat der bayerische Innenminister Joachim Herrmann von den Vereinen ein konsequenteres Vorgehen gegen gewaltbereite Fans gefordert. Auf Dauer sei es nicht vertretbar, dass für ein Viertliga-Spiel mehr als 1000 Polizeibeamte eingesetzt werden müssten, erklärte der CSU-Politiker am Dienstag in München.
Vor allem sei es nicht akzeptabel, dass etwa Feuerwerkskörper „zuhauf“ in die Stadien gebracht und dort abgefackelt werden könnten. Dies wecke Zweifel an der Zuverlässigkeit der Stadienorganisation.
Bei dem Regionalliga-Derby am Ostermontag, das die Amateure von Bayern München mit 1:0 gegen 1860 München II gewinnen konnten, hatten Anhänger unter anderem Böller auf das Spielfeld geworfen. Die zweite Halbzeit wurde mit einigen Minuten Verspätung angepfiffen, nachdem auf den Rängen Pyrotechnik gezündet worden war.
„Ich erwarte von den Vereinen, dass sie – entsprechend der auf Initiative Bayerns eingebrachten Vorschläge – die Beschlüsse der Innenministerkonferenz vom Dezember 2014 umsetzen und konsequent gegen Gewaltabsichten sogenannter Fanclubs vorgehen“, betonte Herrmann. „Auch die Zugangskontrollen in Stadien müssen die Vereine wirksamer gestalten.“
Video: So rüstet sich die Polizei für das Derby:
Polizeibericht zum Derby im Original:
Am Montag, 06.04.2015, fand um 14:30 Uhr das Fußballspiel in der Regionalliga Bayern zwischen dem FC Bayern München II und dem TSV 1860 München II im Stadion an der Grünwalder Straße in München-Giesing statt. Bereits Tage vor dem eigentlichen Spiel kam es zu “derbybezogenen Plakataktionen“ und Schmierereien im gesamten Stadtgebiet München. Dies begann in der Nacht vom 30. auf den 31. März und setzte sich dann die weiteren Tage fort.
Hier wurden entsprechende Ordnungswidrigkeitenanzeigen gegen Unbekannt erstellt. Am 04.04.2015 kam es in der Nacht um 02.20 Uhr zu einer gefährlichen Körperverletzung. Im Vorfeld des eigentlichen Fußballspiels am 06.04.2015 trafen sich die FC Bayern-Fans im Tal in der Münchner Innenstadt. Gegen 11:30 Uhr marschierten schließlich ca. 2.000 FC Bayern Anhänger von dort aus in einem Fanmarsch zum Sendlinger Tor.
Hierbei wurden mehrfach pyrotechnische Gegenstände gezündet, weshalb der Zug auch kurzzeitig von den polizeilichen Einsatzkräften angehalten werden musste. Etwa zur gleichen Zeit versammelten sich ca. 800 Anhänger des TSV 1860 München am sogenannten „Grünen Spitz“ in Giesing zu einem Fanmarsch. Auch hier kam es wiederholt zum Einsatz von Pyrotechnik. Die am FC Bayern Fanmarsch teilnehmenden Fans fuhren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von der Innenstadt zum Wettersteinplatz.
Dabei wurde auch ein Sonderzug der U-Bahn eingesetzt. Der Transport wurde durch die Polizei begleitet. Trotz mehrerer Versuche der Fangruppierungen die polizeilichen Absperrungen auf der Candidstraße zu überwinden, konnte eine direkte Konfrontation zwischen den beiden Anhängerschaften dank der starken Polizeikräfte vor Ort verhindert werden. Es kam jedoch zu einzelnen Flaschenwürfen und dem Werfen abgebrochener Äste.
Die einzelnen Fangruppen wurden getrennt voneinander zum Stadion begleitet. Die Einlasskontrollen verliefen ohne größere Probleme. Ein sukzessives Füllen der Blöcke auf beiden Seiten war zu beobachten. Das Spiel wurde pünktlich um 14.30 Uhr angepfiffen. Bereits hier wurde vereinzelt Pyrotechnik im Block der FC Bayern- Fans entzündet. Vor Beginn der zweiten Halbzeit, als die beiden Mannschaften bereits wieder auf das Spielfeld gelaufen waren, wurden abermals im Bereich der FC-Bayern-Fans mehrere pyrotechnische Gegenstände gezündet.
Aufgrund der starken Rauchentwicklung mussten die Spieler nochmals zurück in ihre Kabinen und das Spiel konnte letztendlich mit sechs Minuten Verspätung wieder angepfiffen werden. Während des weiteren Spielverlaufs kam es in beiden Fanbereichen immer wieder zum Entzünden von pyrotechnischen Gegenständen. Nach dem Ende des Spiels gegen 16.25 Uhr, das der FC Bayern München II mit 1:0 gewann, wurde der Abzug der einzelnen Fangruppen wieder mit starken Einsatzkräften der Polizei begleitet.
Ein erneuter direkter Konflikt zwischen den Anhängern konnte somit verhindert werden. Um 16.40 Uhr pöbelte ein Anhänger des TSV 1860 München im Zwischengeschoss des U-Bahnhofes “Silberhornstraße“ eine unbeteiligte Frau an. Daraufhin wurde er von ihren zwei männlichen Begleitern mit einem Skateboard geschlagen und verletzt, so dass er stationär zur Behandlung in ein Krankenhaus verbracht werden musste.
Die beiden Täter wurden festgenommen. Insgesamt kam es bei dem Einsatz zu 12 freiheitsentziehenden Maßnahmen wegen Delikten wie Körperverletzung, Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz und Beleidigung. Während des polizeilichen Fußballeinsatzes waren über 1.000 Polizeibeamte im Einsatz.
(dpa/lby/Polizei)