Mi., 04.03.2015 , 10:53 Uhr

Mindestlohn auf dem Oktoberfest – Lockerung für Wiesn-Bedienungen

Oktoberfest: Die Bestimmungen um den Mindestlohn erfordern erhöhten bürokratischen Aufwand. Die Wiesnwirte haben deshalb eine Lockerung des Gesetzes gefordert. Bei einer Sitzung mit Bayerns Arbeitsministerin Emilia Müller (CSU) beschlossen sie eine Ausnahmeregelung.

 

Fleischer, Friseure, Wäscherei-Mitarbeiter oder Fließbandarbeiter – alle haben sich daran zu halten, ohne Wenn und Aber. Das Mindestlohngesetz mit all seinen bürokratischen Verpflichtungen ist unumgänglich – außer man ist Wiesnwirt. Ihre Forderung: Eine Lockerung des Gesetzes fürs Oktoberfest.

 

 

Krisensitzung mit der Arbeitsministerin

 

Am vergangenen Dienstag gab es zwischen Wiesnsprecher Toni Roiderer und Bayerns Arbeitsministerin Emilia Müller (CSU) eine Art Krisensitzung. Beide waren sich dabei relativ schnell einig. Kurzum – es bleibt alles beim Alten. Aus dem Ministerium an der Winzererstraße hieß es: „Wir waren uns darüber einig, dass wie bisher eine enge Zusammenarbeit der Wiesn-Wirte mit dem zuständigen Gewerbeaufsichtsamt sinnvoll ist. Diese Abstimmung hat sich in den letzten Jahren bereits sehr gut bewährt.“

 

 

Problem ist nicht der Lohn, sondern Arbeitszeiten und Kontrolle 

 

Das Problem der Wiesnwirte liegt nicht in der Höhe des Mindestlohns, sondern an den mit viel Aufwand verbundenen Begleiterscheinungen. Denn das entsprechende Bundesgesetz schreibt vor, dass Unternehmen verpflichtet sind, die Arbeitszeiten von allen Beschäftigten mit Monatseinkommen bis zu 2958 Euro mit Anfang, Ende und Pausenzeiten dokumentieren zu müssen. Erfasst werden so auch die Einhaltung von Höchstarbeitszeiten und Ruhezeiten. Bisher durfte maximal zehn Stunden gearbeitet werden. Zudem muss es nach sechs Tagen Arbeit einen Ausgleichstag geben. Und genau dieser Punkt bereitet Toni Roiderer Kopfzerbrechen.

 

 

Zehn-Stunden-Tag für Wiesnbedienungen? Unmöglich!

 

Ein normaler Arbeitstag einer Wiesnbedienung beginnt um 7.00 Uhr und endet um 00.00 Uhr in der Nacht. Zudem wollen die meisten die vollen 16 Tage durcharbeiten, weil Sie das Geld für Studium, Ausbildung, etc. benötigen. Laut Gesetz ist dies jedoch nicht erlaubt, bei Missachtung würden sich die Wiesnwirte sogar strafbar machen. Egal ob Koch, Spüler oder Bedienung – alle sind direkt beim Festzeltbetreiber unter Vertrag und müssen sich dementsprechend an die Bestimmungen des Mindestlohn halten. „Eine Wiesn-Bedienung kann ja schlecht am Abend die Arbeit einstellen, da würden sich die Gäste schön bedanken“, so Roiderer.

 

 

Bedienungen können aufatmen

 

Die mit Emilia Müller ausgehandelte bayerische Sonderregelung jedoch lässt die Bedienungen aufatmen. Alle können 16 Tage durcharbeiten und brauchen auch keinen Ruhetag dazwischen einzulegen. Denn auch beim Ausgleich für die erhöhte Arbeitszeit fand das Ministerium eine simple Lösung. Die Bedienungen könnten ihre „Überstunden“ auch vor und nach der Wiesn abfeiern, sie wären damit offiziell länger angestellt als die üblichen 16 Tage. Damit werde der Schutzzweck des Arbeitszeitgesetzes erfüllt.

 

 

Auch Toni Roiderer und Co. dürften mit der praktikablen Lösung einverstanden sein. Wäre das Arbeitsministerium nicht von ihren Bestimmungen abgerückt, hätte das für die Wiesnwirte vor allem einen höheren finanziellen Aufwand bedeutet – zum Nachteil der zahlreichen Angestellten eines Zeltes. Schichtbetrieb, mehr Personal und dadurch weniger Verdienst für die einzelnen Mitarbeiter wären die Folgen gewesen.

 

 

Eins wollte Toni Roiderer dann aber in seinem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung doch noch klarstellen. Eine Erhöhung des Bierpreises steht in keinem Zusammenhang mit den Gesetzen des Mindestlohns. „Das ist doch niemandem zu vermitteln! Und überhaupt – ein Wiesnwirt jammert nicht, der kommt mit so etwas einfach zurecht.“

 

Na dann, auf eine fröhliche Wiesn 2015!

 

Wie sich die Mass-Preise auf dem Oktoberfest entwickelt haben  

 

 

münchen.tv auf der Wiesn 2015

München.tv wird auch 2015 wieder täglich live von der Empore im Hofbräu-Festzelt auf dem Oktoberfest berichten.

 

 

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