Di, 08.03.2016 , 13:15 Uhr

Nur noch wenige Flüchtlinge erreichen Bayerns Grenzen

Die Balkanroute ist dicht. Nur noch wenige Flüchtlinge kommen nach Passau. Die Bundespolizei rüstet sich aber für einen möglichen neuerlichen Ansturm und zeigt handwerkliches Geschick.

 

Erschöpft und hungrig, aber erleichtert stehen die 13 Iraker an der Raststätte der Autobahn bei Passau. Nach stundenlangem Fußmarsch haben sie sich am Dienstag von einem Schleuser die letzten Kilometer über die Grenze fahren lassen. Die drei Familien mit sieben Kleinkindern sind froh, dass die Bundespolizei sie aufgegriffen und zur Registrierungsstelle nach Passau gebracht hat. Dort bekommen die Kinder Plüschtiere, Fruchtsäfte und Brote. Ein Beamter spielt mit den Jungs Fußball.

 

Die drei Männer aus dem Irak werden von der Bundespolizei zu dem Schleuser befragt, der das Weite gesucht hat. Die Frauen kümmern sich derweil um die Kleinsten, eine Mutter stillt ihr Baby. „Wir sind so froh, endlich in Deutschland zu sein, und beantworten die Fragen der Polizei gerne“, sagt Mahdi, der mit Ehefrau und drei Kindern in einem Teil der Paul-Hallen sitzt. Er fühlt sich nach eineinhalb Monaten Flucht endlich sicher.

 

Die 13 Iraker sind die ersten Migranten, die seit Montag im Grenzraum Passau aufgegriffen wurden. Seit der weitgehenden Abschottung der Balkanroute hat die Zahl der Flüchtlinge erheblich abgenommen. Nach Angaben der Bundespolizei waren in der vergangenen Woche nur noch täglich mehrere Hundert an der bayerischen Grenze angekommen. Als die Balkanroute noch offen war, waren es mehrere Tausend jeden Tag.

 

„Die Flucht wird wieder gefährlicher und vor allem viel teurer“, erzählt Mahdi. 6000 US-Dollar hätten sie für jeden Erwachsenen an Schleuser bezahlt, für die Kinder die Hälfte. „Es wollen noch mehr aus meiner Familie nach Deutschland flüchten. Wie das zur Zeit funktionieren soll, ist aber nicht klar. Es hält uns aber niemand auf“, ergänzt sein Bruder Falah.

 

Seit die Balkanstaaten ihre Grenzen geschlossen haben, suchen sich die Flüchtlinge wieder andere Wege. Dabei nimmt das Schleusergeschäft wieder deutlich zu. „Wer von den 600 Bundespolizisten im Grenzraum Passau Zeit hat, wird für die Fahndung nach Schleusern auf Land- und Kreisstraßen eingesetzt“, erläutert Pressesprecher Karsten Eberhardt. Die Beamten haben derzeit zwar weniger mit der Registrierung von Migranten zu tun, bereiten sich aber auf einen möglichen neuerlichen Ansturm vor.

 

In den riesigen Paul-Hallen bauen Techniker der Bundespolizei daher weitere „Bearbeitungsstraßen“ auf: Sie stellen Trennwände aus Holz auf, spachteln die Lücken zu und versehen die Wände mit Brandschutz. „Hier wird auch rund um die Uhr im Zwei-Schicht-Betrieb gearbeitet. Bis Ende April können wir 3500 Flüchtlinge registrieren und in die bundesweiten Aufnahmezentren verteilen, innerhalb weniger Stunden“, erklärt Eberhardt. Mit Spannung werde auf den nächsten EU-Gipfel am 17. und 18. März geschaut. „Egal, was dort entschieden wird, wir sind auf alles vorbereitet.“ Auch das Lager für Kleidung, Babynahrung, Windeln und Spielzeug ist gut gefüllt.

 

Ein Abzug der Bundespolizisten steht derzeit nicht im Raum. „Wir haben alle hier genug zu tun. Nach einem Abzug der Beamten wäre es auch zeitintensiv, diese bei Bedarf wieder nach Passau zu holen“, betont Eberhardt.

 

 

rg / dpa

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