Knapp bei Kasse? Auf dem Oktoberfest, heißt es, kann man richtig viel Geld verdienen. Die Wiesn-Jobs erscheinen attraktiv. Der Job einer Alkoholtesterin ist einer davon.
„Mogst du mir a amoi do nei blosen…?“ Das ist einer der ersten Sätze, der dem Testobjekt „Mann“ in feuchter Aussprache aus dem Mund bröckelt, während er seine Hand am Schritt hält. Aber bei dem Job als Promilletesterin ist Sprücheklopferei kaum anders zu erwarten. Es ist ein Job, bei dem die Frage, ob der Herr in das Gerät pusten oder blasen möchte, nahezu unausweichlich ist.
Bevor der Sprung ins rauschige Getümmel startet, gibt es für jede Jobberin eine abgetragene Umhängetasche und ein Packerl voll mit Plastikröhrchen, steril verpackt natürlich. Der Protagonist der Promille-Lady ist das dunkelgraue Alkoholtestgerät. Es sieht aus, wie das von der Polizei und funktioniert auch genau so. Ob die Messung allerdings genau ist, bleibt verschlossen. Es hat etwa die Form eines alten großen schnurlosen Telefons. Aus der Mitte der Oberkante ragt eine runde Spitze hervor, auf das ein Röhrchen gesteckt wird. Mit diesem Werkzeugset wird bei der betroffenen Person der Alkohol im Atem gemessen. Wer da noch rasch vor dem Blastest einen Willi hinunterkippt, bei dem schnellt die digitale Anzeige dementsprechen nach oben.
Der Blick vom Rand der Box 5 ist frei auf die nächsten Promille-Opfer. Ein Chef amüsiert sich prächtig am Bierbankerl mit seinen Mitarbeitern. Schunkelnd schwenken sie ihre Maßkrüge im Takt und singen Lieder in Fetzen, die von der Oktoberfestband in deren Köpfen hängen geblieben sind. Fünf von zehn Herren können es bei dem Anblick des Testgerätes kaum erwarten, für ein paar Euro in das Plastikstück zu pusten. „Mit einem Stoß kräftig ausatmen!“ Das ist der Hinweis und zugleich die Gebrauchsanweisung. Abgenommen mit einem Plastikhandschuh landen die mit Speichel benetzten Röhrchen anschließend wieder in der Umhängetasche. Zwar tummeln sie sich dort in einer Tüte, aber aus hygienischer Sicht ist dieser Vorgang fraglich. Stolz brüsten sich Männer im Anzug in der dampfigen Box des Wiesnzeltes mit nahezu vier Promille. Anschließend bekommt jeder Teilnehmer noch eine Urkunde ausgehändigt. Darauf steht der Name, ein liebevoll gezeichnetes Herzchen und die Promille-Zahl.
Der Job der Promilla wirkt nicht besonders anspruchsvoll, aber es gilt, einiges auszuhalten. Sprüche, Speichel und Tätscheleien, und das für etwa zehn Stunden. Doch jetzt ist die Stunde der Abrechnung gekommen. Rund 120 Euro ist der Verdienst für diese Arbeit auf dem Oktoberfest. Der Kollegin nebenan steht ein breites Lächeln ins Gesicht geschrieben, denn sie hat mehr als das Doppelte verdient. Wer also gerne mit betrunkenen Menschen scherzelt und schäkert und sich in Menschenmassen wohl fühlt, für diejenige ist die Promilla ein kleiner Job, der sich lohnen könnte. Es existieren aber noch die Mamarazzi, das sind selbst auserkorene Fotografinnen, oder die mit Plüschtieren und Hüten behängten Schatzi. All das sind übrigens Frauen und das „Schatzi“ ist der begehrteste Wiesn-Job unter den dreien.
Doch klar ist auch, wer auf dem Oktoberfest richtig Asche verdienen möchte, der verschafft sich einen Job als Wiesn-Bedienung. Der Stress ist enorm, und der Schlaf kommt, einer Umfrage zufolge, deutlich zu kurz, aber dafür erhält man für dieses Wiesn-Nirvana einen ordentlichen Lohn.
Text, Fotos: ScRi
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