Rosenheim / Venedig / München: Noch nie zuvor hat die Bundespolizei so viele unerlaubt eingereiste Personen auf einmal festgestellt: Mehr als 100 Flüchtlinge befanden sich gestern in einem Zug aus Italien.
Laut Bundespolizei ist es der „größte Aufgriff“ bisher.
Über 100 unerlaubt eingereiste Personen haben Rosenheimer Grenzfahnder am Mittwoch (3.September) in einem Fernreisezug aus Italien festgestellt. Dabei handelt es sich um den größten „Aufgriff“, den die Bundespolizei jemals in dieser Form getätigt hat. Die ausländischen Staatsbürger stammen aus Syrien, Eritrea, Irak, Somalia und Äthiopien.
Die 105 Personen wurden in Gewahrsam genommen und in einer Sporthalle behelfsmäßig untergebracht. Erkenntnissen der Bundespolizei zufolge handelt es sich um 71 Syrer, 15 Iraker, 15 Eritreer, drei Somalier und einen Äthiopier. Mit Unterstützung des Maltester Hilfsdienstes konnte ihre Versorgung sichergestellt werden.
Viele haben unwürdige und lebensgefährliche Reisen hinter sich
Eigenen Angaben zufolge waren die Personen, darunter viele Familien mit Kindern, auf dem Seeweg nach Italien gebracht worden. Der Preis für eine Schleusung habe pro Person im vierstelligen Bereich gelegen. Die Geschleusten mussten laut einzelner Schilderungen auf dem offenen Meer mehrfach die Boote wechseln. Während der mehrtägigen Überfahrt von Afrika nach Europa hätten sie weder Essen noch Getränke bekommen.
Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurden die unerlaubt Eingereisten an Aufnahmestellen für Flüchtlinge in München und Zirndorf weitergeleitet. Die Bundespolizei geht davon aus, dass die Zugfahrt der 105 Männer, Frauen und Kinder geplant worden sein muss und schließt nicht aus, dass Schleuser für die Organisation in Frage kommen.
Bayernkaserne platzt aus allen nähten
Unterdessen kommen aus der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in der ehemaligen Bayernkaserne immer häufiger Probleme ans Licht: Die maximale Belegung wird ständig überschritten, Anwohner klagen über die Zustände rund um das Areal, die Polizei ermittelt wegen Straftaten und bestreift regelmäßig die Umgebung.
Alternativen sollen Besserungen schaffen
Mehrere Spitzengespräche, Runde Tische, Unterschriftensammlungen, Demonstrationen, etc. verdeutlichen, dass weder München, noch die Regierung von Oberbayern, noch die Bayerische Staatsregierung ausreichend auf einen so großen Ansturm an Flüchtlingen vorbereitet ist. Wie sich allerdings herauskristallisierte sollen nun mehrere Alternativen geschaffen werden. Beispielsweise die McGraw-Kaserne soll ebenfalls künftig zur Verfügung stellen.
Hier lesen Sie mehr zu den Alternativen Standorten.
Es ist ein Europa-Problem
Innenminister Joachim Herrmann (CSU) attackierte bereits vergangenen Monat die italienische Regierung wegen der stetig steigenden Flüchtlingszahlen. „Es sei Fakt, dass Italien absichtlich in vielen Fällen weder Personaldaten noch Fingerabdrücke aufnimmt, damit die Flüchtlinge in einem anderen Land Asyl beantragen können und nicht wieder nach Italien zurückkehren“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. In Italien (Lampedusa, etc.) kommen täglich teils tausende Flüchtling in Booten an.
Kein anderer Ausweg
Nicht wenige davon erreichen Europa in schlimmen gesundheitlichen Zustand oder gar tot, weil die Transportbedingungen der herzlosen Schleuser so unmenschlich schlecht sind. Dennoch gehen die Flüchtling dieses Risiko ein. Sie sind in ihren Herkunftsländern politisch bedroht oder müssen wegen andauernder Kriegslage tagtäglich um ihr Leben fürchten.
Foto: Bundespolizei