Do., 16.06.2016 , 15:47 Uhr

Bierpreis auf dem Oktoberfest sorgt für Aufregung

Die Erhöhung des Bierpreises auf der Wiesn und das Stöhnen darüber gehören in München zur Tradition. Dabei könnten sich Wirte wie Besucher eigentlich narrisch freuen.

 

München – Die Wiesn-Wirte langen wieder zu: Das Bier auf dem Oktoberfest wird noch teurer! Wie die Stadt München am Donnerstag mitteilt, kostet die Maß heuer zwischen 10,40 und 10,70 Euro – drei Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Ein stolzer Preis, wenn der Liter Pils beim Discounter schon für 60 Cent zu haben ist.

 

 
Nein, ganz falsch, sagt Wirte-Sprecher Toni Roiderer: «Eigentlich muss man sich fragen, wie schaffen wir es, dass wir bei so hohem Aufwand so günstig sind?» Für einen ordentlichen Rausch muss ein Durchschnittsverdiener tatsächlich viel weniger arbeiten als früher.

 

 

 

 
Anno 1949 kostete ein Liter «einheimisches Lagerbier im Ausschank in einfachen Gaststätten» noch 83 Pfennig. Das entsprach etwa dem Brutto-Stundenlohn eines Arbeiters in der Metallindustrie. Eine Maß auf der Wiesn kostete 1,70 Mark – also etwa zwei Stunden Arbeit. Heute zahlt der Gast für eine Maß im Münchner Wirtshaus oder Biergarten zwischen 7 und 10 Euro, auf der Wiesn für das extra gebraute, viel stärkere Festbier keine 11 Euro – da bleibt nach einer Stunde Arbeit sogar noch viel übrig für ein gigantisches Trinkgeld.

 

 
Als Veranstalter des Oktoberfests hat die Stadt München die Preise der Wirte geprüft und genehmigt, der Wirtschaftsausschuss befand sie für angemessen. Jan-Ulrich Bittlinger, Vorsitzender des Vereins gegen betrügerisches Einschenken, ist jedoch skeptisch. «Die Stadt genehmigt das, weil sie sich mit keiner Lobby anlegen will», sagt er. «Die Wirte nehmen jeden Anlass, sei es eine Toilette mehr oder zwei Sitzplätze weniger, um eine Erhöhung zu begründen.» Der Bierpreis steige massiv, stärker als die allgemeine Inflation. «8 Euro für eine Maß im Biergarten ist für uns auch nicht nachvollziehbar.»
Immerhin bekommt der Besucher mehr Bier in seinen Maßkrug als früher. Wenn wiederholt weniger als 0,9 Liter im Krug sind, droht dem Wirt im schlimmsten Fall der Entzug der Lizenz. «Die Schankmoral ist deutlich besser geworden», sagt Bittlinger.

 

 

 

 
Toni Roiderer ist seit 1989 Wiesn-Wirt und seit 2002 Sprecher der Wiesn-Wirte. Die Litanei über den hohen Bierpreis mag er gar nicht mehr hören. «Die Wiesn dauert nur 16 Tage. Wir haben unbändig hohe Kosten», sagt er. «Der Zeltaufbau kostet über zwei Millionen Euro.» Er beginnt schon im Juli, abgebaut ist erst im November.

 

 
Sein Zelt ließ Roiderer innen von einem Oscar-Preisträger gestalten. Für die Bewachung zahle er 400 000 Euro, mehr als 100 Ordner sollen für Sicherheit sorgen. Insgesamt habe er 600 Mitarbeiter im Zelt, und die Musikkapelle komme auch noch dazu. Und die Stadt kassiert bis zu 300 000 Euro Platzgebühr für ein Festzelt. «Wir jammern nicht», sagt Roiderer. «Aber die Wiesn kann keine Billigveranstaltung sein. Die Wiesnwirtschaft ist ein Wirtschaftsunternehmen, und da soll auch ein bissl was hängen bleiben.»

 

 

 

 

Für München ist das größte Volksfest der Welt ein Milliardengeschäft. Sechs Millionen Besucher trinken 7,5 Millionen Liter Bier, essen, fahren Achterbahn und verjubeln so schon direkt auf der Theresienwiese 350 Millionen Euro – rund 60 Euro pro Kopf. Mehr als 600 Millionen Euro werden für Hotels, Taxis, Einkäufe sowie in Bars und Kneipen ausgegeben.

 

 

 

Nicht zu beziffern ist der Werbeeffekt, den das Oktoberfest für München, Bayern, Deutschland und das Bier hat. Den weitaus größten Teil des Festbiers – eine saisonale Spezialität mit hoher Stammwürze – verkaufen die Münchner Brauereien in Wirtshäusern, im Einzelhandel und im Ausland – einige Hunderttausend Hektoliter insgesamt, sagt ihr Vereinsgeschäftsführer Michael Newrzella.
Nicht der Bierpreis, sondern Dauerregen oder Terror schrecken Besucher ab. Nach den Anschlägen in New York 2001 waren nur noch 5,5 Millionen Menschen aufs Oktoberfest gegangen, 1980 waren es sogar nur 5,1 Millionen gewesen – ein rechtsradikaler Selbstmordattentäter hatte damals mit einer Bombe zwölf Menschen mit in den Tod gerissen.

 

 

 

Alle weiteren Informationen rund um die Wiesn finden Sie hier.

 

Sie wollen wissen, was auf dem Oktoberfest gerade passiert? Dann schauen Sie auf unsere Wiesn-WebCam. 24 Stunden Live vom Oktoberfest senden wir wieder ab 17. September 2016. Alle Termine haben wir hier für Sie zusammengefasst.

 

(dpa/lby)

Bayerischer Fernsehpreis Bier Bier brauen Festzelt Hauspreise Oktoberfest Theresienwiese Wiesn

Das könnte Dich auch interessieren

14.02.2025 Bundesanwaltschaft übernimmt Ermittlungen zu Auto-Anschlag Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen zu dem Anschlag in München mit 37 Verletzten übernommen. Die Karlsruher Behörde erklärt das mit der besonderen Bedeutung des Falls und einem möglichen Angriff auf die freiheitliche demokratische Grundordnung.   Wegen der besonderen Bedeutung des Falls hat jetzt die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen zu dem Anschlag auf Demonstranten in München mit 14.02.2025 Anlaufstellen für Betroffene und Zeugen Nach dem Anschlag in München am Donnerstag, den 13. Februar 2025, stehen verschiedene Hilfsangebote für Opfer, Angehörige und Trauernde zur Verfügung: Nach dem tragischen Anschlag in München steht der Kriseninterventionsdienst RUF24 der Stiftung AKM bereit, um Betroffenen und lebensbedrohlich verletzten Menschen Unterstützung zu bieten. Das Krisentelefon ist 24-Stunden jederzeit erreichbar: 0157 733 11 110 Außerdem 18.12.2025 Zahngold verkaufen in München: So holen Sie das Beste aus alten Kronen und Brücken heraus Viele Menschen haben zu Hause noch kleine Döschen mit alten Kronen, Brücken oder Inlays liegen – entweder vom letzten Zahnarztbesuch oder von den Eltern und Großeltern. Was häufig nicht beachtet wird: dass darin ein beachtlicher Wert stecken kann. Zahngold besteht in der Regel aus hochwertigen Edelmetall-Legierungen und kann – richtig verkauft – einen unerwarteten Geldbetrag 17.12.2025 So finden Münchner Skifans die perfekten Skisocken für lange Tage auf der Piste Wer an Ski-Ausrüstung denkt, sieht meist zuerst Ski, Schuhe und Helm vor sich. Die Socken landen gerne in der Restekiste, oft als dicker Wollstrumpf aus der Winterlade. Spätestens nach dem ersten langen Tag am Sudelfeld, am Brauneck oder in Garmisch merken viele Münchnerinnen und Münchner, dass genau diese Entscheidung den Unterschied macht: zwischen warmen, entspannten