Mo., 27.08.2018 , 10:20 Uhr

Countdown zum Oktoberfest: Bier, Baumarathon, Böfflamott auf Eis

Millionen Gäste, Millionen Liter Bier, Wagenladungen voll Ochsen, Schweinen, Sauerkraut und Knödel: Das Oktoberfest ist ein Fest der Superlative – entsprechend aufwendig sind die Vorbereitungen. In vier Wochen wird das erste Fass Bier angezapft.

 

Die Rohbauten stehen längst, die Betonmischer sind angerückt. Hunderte Quadratmeter für die Küchen der Wiesn-Festzelte müssen alljährlich fürs Oktoberfest betoniert werden – um nach gut zwei Festwochen komplett wieder abgerissen zu werden. Dutzende Kubikmeter Beton werden aus Hygienegründen verbaut. „Beton kann man sauberspülen“, sagt Toni Pletschacher von der Firma Pletschacher, die auch heuer die meisten Zelte aufstellt. „Wir sind gut in der Zeit“, sagt Pletschacher. Im Juli haben die Arbeiten begonnen, der Abbau zieht sich bis in den November: Ein monatelanger Baumarathon begleitet das größte Volksfest der Welt.

 

Am 22. September geht der Rummel los, dann heißt es wieder: Ozapft is. Während auf der Theresienwiese die Küchen der Bierzelte betoniert werden, sind manche Küchenchefs schon an den Kochtöpfen zu Gange: „Gulaschsuppe, Rehragout und Böfflamott wird bei uns vorproduziert“, sagt Toni Winklhofer, Wirt des Festzeltes Tradition auf der Oidn Wiesn. Geschmortes vom Ochsen und andere Schmankerl landen erst mal in der Tiefkühltruhe, hektoliterweise Soße wird gekocht.

 

Gut eine halbe Million Hühner, etwa 60 Kälber, eine Herde von fast 150 Ochsen – während der 18 Festtage verschlangen die 6,2 Millionen Besucher im vergangenen Jahr erneut ganze Wagenladungen von Tieren. Dazu tonnenweise Sauerkraut, Blaukraut und Knödel. Wenn Tausende hungriger Gäste erst einmal im Wiesnzelt sitzen, muss es schnell gehen.

 

Dennoch lehnen manche das Vorkochen wie zu Omas Zeiten ab. Etwa 23 000 Essen serviert Ludwig Hagn vom Löwenbräu-Festzelt am meist gutbesuchten mittleren Fest-Samstag seinen Gästen – alles frisch auf der Wiesn gekocht, wie er sagt. „Wir haben eine gute Mannschaft in der Küche.“ Während in einem anderen Zelt ein Küchenchef früher gerade beim Sauerkraut aufs Vorkochen schwor, setzt Hagn auf seinen 200-Liter-Kessel: „Da koch‘ ich Sauerkraut jeden Tag.“ Etwa 1400 Portionen sind das. Vize-Wirtesprecher Christian Schottenhamel, dessen Familie heuer das 151. Jahr auf der Wiesn ist, bereitet nur Soßen, Marinaden und Gewürzmischungen vor.

 

Das Bier für die Wiesn ist allerdings für alle Zelte schon gebraut. Derzeit reift der Gerstensaft, der mit etwa mehr als sechs Prozent Alkohol und einem höheren Stammwürzegehalt besonders stark ist, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt im Dunkel der Bierkeller. 7,7 Millionen Maß rannen im vergangenen Jahr durch durstige Kehlen. Schon im Mai haben die Braumeister der sechs Münchner Brauereien den Sud für dieses Jahr angerührt – nach ihrem jeweils streng gehüteten Rezept. „Für die Münchner Brauer ist das Oktoberfest so etwas wie die WM des Bierbrauens“, heißt es etwa bei Paulaner.

 

Bei der Oktoberfest-Bierprobe in etwa zwei Wochen wird das Ergebnis getestet – auch wenn es keinen Sieger gibt, ist es ein wichtiger Termin der Brauer und Wirte, denn dann verkosten sie auch das Bier der Konkurrenz. Und vergeben Klassifizierungen: geschmeidig-sanft, vollmundig, süffig, und mit einem leicht herbem Abgang, golden, blond, glänzend. „Es ist so, dass jeder das Bier von der Konkurrenzbrauerei probieren möchte – um letztlich zu dem Schluss zu kommen, dass das Bier, das er ausschenkt, das beste ist“, sagt Hagn.

 

Bis es das erste Bier gibt, rollen auf der Festgelände noch vier Wochen lang Sattelschlepper, Bagger und Gabelstapler. Das in hunderten Containern eingelagerte Inventar der Bierzelte wird ausgepackt; zuletzt kommen die Fahrgeschäfte. Der Aufbau ist eine technische Meisterleistung. Fahrgeschäfte von 50 Metern Höhe und mehr wie Riesenrad, Kettenkarussel und Falltürme stehen auf mobilen extrem schweren Fundamenten auf engem Raum. Manche sind so schwer, dass sie nicht über Unterführungen, Schächten oder Tunneln stehen dürfen.

 

„Die Schausteller sind damit groß geworden, sie kennen ihre Karussells aus dem Effeff und können auf kleinstem Raum die schwierigsten Anlagen aufstellen“, sagt Edmund Radlinger, Sprecher der Schausteller auf Wiesn. Der TÜV Süd ist vor dem Wiesnstart mit seinen Technikern unterwegs und prüft – damit es außer Tempo und Kurven keinen Grund für ein flaues Gefühl im Magen gibt.

 

Einige Geschäfte sind dieses Jahr neu auf dem Fest. Erstmals erwarten Besucher im „Dschungelcamp“ diverse Prüfungen. Und Weltraumtouristen in spe können dieses Jahr ein wenig mit „Astro-Alex“ Alexander Gerst fühlen: Im neuen „Chaos Pendel“ können sie ähnliche Belastungen des Körpers testen wie die Astronauten bei ihren Flügen ins All.

 

dpa

Aufbau Countdown München Oktoberfest Theresienwiese Wiesn

Das könnte Dich auch interessieren

14.02.2025 Bundesanwaltschaft übernimmt Ermittlungen zu Auto-Anschlag Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen zu dem Anschlag in München mit 37 Verletzten übernommen. Die Karlsruher Behörde erklärt das mit der besonderen Bedeutung des Falls und einem möglichen Angriff auf die freiheitliche demokratische Grundordnung.   Wegen der besonderen Bedeutung des Falls hat jetzt die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen zu dem Anschlag auf Demonstranten in München mit 13.08.2025 Münchener Klischees widerlegt: Diese 3 Dinge stimmen einfach nicht! Klischee #1: München ist teuer Unbestritten führt München die Liste der teuren Städte in Deutschland an, vor allem wenn es um Wohnungen in der Altstadt, im Lehel oder in Schwabing geht. Quadratmeterpreise von 20 oder 30 Euro sind dort keine Ausnahme, sondern bittere Realität. Doch wer glaubt, das gesamte Stadtgebiet schwimme in einem Ozean aus 06.08.2025 Die Münchner Altstadt – was gibt es zu sehen? Marienplatz in München Der zentrale Stadtplatz wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts unter der Herrschaft des bayerischen Herzogs Heinrich des Löwen angelegt. Seinen Namen verdankt der historische Platz der Heiligen Jungfrau Maria – er wurde ihr jedoch erst 1807 verliehen, in der Hoffnung, dass die Schutzpatronin München vor einer Cholera-Epidemie bewahren würde. Seit 17.06.2025 Der Start-Up-Spirit Münchens und was er mit Kryptowährungen zu tun hat Denn München gehört zu den Städten, die vor Tech-Insider und Finanz-Experten nur so wimmelt. Es ist also kein Wunder, dass das Thema Krypto hier so richtig hoch im Kurs ist. Und das schon längst nicht mehr nur bei ein paar wenigen. Denn selbst Menschen, die eigentlich überhaupt nichts mit der Szene zu tun haben, sehen