Mi., 17.07.2013 , 10:06 Uhr

Der Preis vom Eis - ein Indiz für Inflation?

München (dpa) – Früher kostete die Kugel Eis 20 Pfennig, heute in vielen Städten 1 Euro oder mehr. Bei kaum einem anderen Nahrungsmittel spüren die Menschen in Deutschland die Preissteigerung so deutlich wie beim Eis. «Wucher» schimpfen empörte Verbraucher in Internetforen – und liefern die Preisentwicklung der vergangenen Jahre aus dem Gedächtnis gleich mit. «Die meisten wissen noch, was sie als Kind für eine Kugel Eis bezahlt haben», sagt der Ökonom Alexander Koch von der Unicredit-Bank. Da das Eishörnchen beim Italiener an der Ecke heute wie vor 30 Jahren immer noch bar bezahlt wird, schmerzen diese Preiserhöhungen ganz besonders. «Gefühlte Inflation» nennen die Experten diesen Effekt.
Zehn Pfennig für ein Wassereis
«Diese gefühlte Inflation ist bei Gütern des täglichen Bedarfs viel höher als bei monatlichen Abbuchungen wie der Stromrechnung – weil man sie ganz bewusst erlebt», erklärt Inflationsexperte Koch. Er kann sich selbst noch an das «Zehnerl-Eis» aus seiner Kindheit erinnern – zehn Pfennig für ein Wassereis im Plastikschlauch. Da sich das Preisgefühl für viele Dinge in jungen Jahren bildet, bemerken die Verbraucher die Entwicklung im Laufe der Zeit immer stärker. «Je älter man wird, desto länger ist der Horizont, den man beurteilen kann.»
Eishersteller: Gutes Eis hat seinen Preis!
Für die italienischen Eishersteller sind die Diskussionen um den Eispreis ein großes Ärgernis. «Egal wie der Preis gestaltet ist, er wird immer zu hoch sein», kritisiert die Union der Italienischen Speisehersteller. «In Deutschland ist das Image des italienischen Speiseeises das eines einfachen Produkts, das für alle erschwinglich und somit unbedingt ‚billig‘ ist.» Qualität habe aber ihren Preis – und in anderen Ländern sei das Eis viel teurer. «Wir stimmen alle überein, dass das handwerklich hergestellte italienische Speiseeis in Deutschland auch weiterhin für alle erschwinglich bleiben muss.» Verramscht werden dürfe das Eis aber nicht.

Von Schleuderpreisen sind aber auch die großen industriellen Hersteller wie Langnese oder Schöller weit entfernt. Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie, in dem große Hersteller zusammengeschlossen sind, verweist auf stetig steigende Kosten für die wichtigsten Rohstoffe bei der Eisproduktion: Milch und Zucker. Das Eis besteht zu mehr als der Hälfte aus Milch und zu zehn bis 20 Prozent aus Zucker. Beide Rohstoffe seien in den vergangenen Jahren deutlich teurer geworden, sagt Geschäftsführer Ernst Kammerinke. «Dazu kommen die hohen Energiekosten.» Trotzdem müssten die Verbraucher nur geringfügig mehr für ihr Eis bezahlen.
München: Eispreis hat die 1-Euro-Grenze überschritten
In teuren Städten wie München hat der Eispreis die magische Grenze von 1 Euro in diesem Sommer vielerorts überschritten. Inflationsforscher Koch glaubt trotzdem nicht daran, dass die Kundschaft auf das Eis verzichtet. Als einen Beleg dafür sieht er den Preis für die Maß Bier auf dem weltberühmten Oktoberfest. In diesem Jahr müssen die Wiesn-Besucher bis zu 9,85 Euro für den Liter Bier bezahlen – die 10-Euro-Schwelle ist damit in Sichtweite. «Aber mir ist nicht bekannt, dass der Bierkonsum auf der Wiesn zurückgegangen ist.»

Eis Energiekosten Inflation Langnese München Oktoberfest Preis Preissteigerung

Das könnte Dich auch interessieren

14.02.2025 Bundesanwaltschaft übernimmt Ermittlungen zu Auto-Anschlag Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen zu dem Anschlag in München mit 37 Verletzten übernommen. Die Karlsruher Behörde erklärt das mit der besonderen Bedeutung des Falls und einem möglichen Angriff auf die freiheitliche demokratische Grundordnung.   Wegen der besonderen Bedeutung des Falls hat jetzt die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen zu dem Anschlag auf Demonstranten in München mit 13.08.2025 Münchener Klischees widerlegt: Diese 3 Dinge stimmen einfach nicht! Klischee #1: München ist teuer Unbestritten führt München die Liste der teuren Städte in Deutschland an, vor allem wenn es um Wohnungen in der Altstadt, im Lehel oder in Schwabing geht. Quadratmeterpreise von 20 oder 30 Euro sind dort keine Ausnahme, sondern bittere Realität. Doch wer glaubt, das gesamte Stadtgebiet schwimme in einem Ozean aus 06.08.2025 Die Münchner Altstadt – was gibt es zu sehen? Marienplatz in München Der zentrale Stadtplatz wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts unter der Herrschaft des bayerischen Herzogs Heinrich des Löwen angelegt. Seinen Namen verdankt der historische Platz der Heiligen Jungfrau Maria – er wurde ihr jedoch erst 1807 verliehen, in der Hoffnung, dass die Schutzpatronin München vor einer Cholera-Epidemie bewahren würde. Seit 17.06.2025 Der Start-Up-Spirit Münchens und was er mit Kryptowährungen zu tun hat Denn München gehört zu den Städten, die vor Tech-Insider und Finanz-Experten nur so wimmelt. Es ist also kein Wunder, dass das Thema Krypto hier so richtig hoch im Kurs ist. Und das schon längst nicht mehr nur bei ein paar wenigen. Denn selbst Menschen, die eigentlich überhaupt nichts mit der Szene zu tun haben, sehen