Ein Januartag im Lehel: Zwei aufmerksame Zivilbeamte beobachten drei Mädchen, die gerade dabei sind eine Haustüre aufzubrechen. Die Mädchen sind schnell, geschickt und haben das passende Werkzeug dabei. Offensichtlich Profis.
Die Beamten reagieren sofort, nehmen die Mädchen fest. Was sie in diesem Moment noch nicht ahnen: sie bringen damit eine internationale Ermittlung ins Rollen – wie sich derzeit herauskristallisiert, gegen einen weitverzweigten Einbrecherclan. Denn auch wenn die Mädchen gefälschte Papiere bei sich führen, sind ihre Personalien anhand der Polizei-Datenbank rasch geklärt.
Die Mädchen waren mit Einbruchswerkzeug ausgerüstet
Bald zeigt sich dass diese Einbrecher zu einem weitreichenden europaweit aktiven Clan gehören, der durch Verwandtschaft oder Heirat miteinander verwoben ist – und offensichtlich Teile seines Lebensunterhalts durch Einbrüche und Diebstähle bestreitet. „Das geht soweit, dass jugendliche Einbrecherinnen zwischen den Familien „ausgeliehen“ werden“, sagt Reinhold Bergmann, Kommissariatsleiter Organisierte Einbruchskriminalität (K 51).
Der Clan verfügt über eine klare Hierarchie, stellen die Ermittler fest: 1. Drahtzieher, Verwalter des Vermögens im Ausland 2. Wohnungsgeber in Deutschland 3. Helfer bei Logistik wie Autos und Transport 4. Jugendliche, meist weibliche Einbrecher.
Der Clan arbeitet auf diese Weise hocheffizient. „Wir gehen davon aus, dass diese Gruppierung in Deutschland während der Dauer der Ermittlungen für nahezu jeden fünften Einbruch in Frage kommen kann“, sagt Bergmann.
So wird die Ermittlung zu einer der umfangreichsten, die das Kommissariat 51 bislang geführt hat. Und auf Grund der in München geführten Ermittlungen werden Mitglieder des Clans auch in Gelsenkirchen, Münster, Villingen-Schwennigen, Hannover und Frankfurt gefasst. Im Juli 2016 wird dem Kommissariat 51 bekannt, dass der Clan seinen Aktionsradius nach Spanien/Bilbao verlegt hat. In Zusammenarbeit mit den spanischen Polizisten, Europol und Eurojust wurden auch dort Mitglieder der Gruppierung festgenommen.
Es zeigt sich, dass das erbeutete Geld offenbar nach Kroatien fließt. Die Münchner Beamten stellen daraufhin über die Staatsanwaltschaft München I ein Rechtshilfegesuch. Doch die Polizei will auch an die Hintermänner: So reisen Anfang Mai 2017 fünf Mitarbeiter des Kommissariat 51 und die verantwortliche Staatsanwältin der Staatsanwaltschaft München I nach Kroatien. In zwei Villen treffen sie auf weitere Angehörige der Gruppe. Die Beamten können Schmuck und andere Gegenstände im Wert von rund 100.000 Euro sicherstellen und zwei mutmaßliche Bandenoberhäupter mit Hilfe der kroatischen Polizei verhaften.
Die Villen wurden mit dem erbeuteten Diebesgut finanziert
Diebesgut des Einbrecherclans
brc/Polizeipräsidium München