Fr, 12.02.2016 , 09:02 Uhr

Elftes Todesopfer nach Zugunglück - Schwierige Aufräumarbeiten

Die Bergung der Trümmer ist heikel, die Fachleute lassen Vorsicht walten. Auch die Ermittler gehen auf der Suche nach der Ursache mit Sorgfalt vor – Ergebnisse werden noch nicht bekannt. Während Mitfühlende der Opfer gedenken, stirbt ein weiterer Mann.

 

Ein weiterer Mensch ist nach dem verheerenden Zugunglück in Oberbayern seinen Verletzungen erlegen – mit nun elf Toten ist die Kollision zweier Regionalzüge in Bad Aibling das schwerste Eisenbahnunglück in Deutschland seit Eschede im Jahr 1998. Trauer und Betroffenheit nicht nur in der Region sind groß. Über allem schwebt die Frage nach dem Warum. Doch die Ursache für das Unglück auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim ist weiter unklar.

 

„Wir haben zwei Komponenten, in denen wir ermitteln: die technische Seite und die menschliche Seite“, erläuterte ein Polizeisprecher. „Wenn man zu dem Ergebnis käme, dass es keine Hinweise auf technisches Versagen gäbe, würde man die Ermittlungen eher auf die menschliche Seite richten.“ Doch derzeit gebe es noch keine Tendenz, in welche Richtung sich der Fokus der Ermittlungen verschieben werde.

 

Während die Experten Signalanlagen untersuchten und die zwei bereits gefundenen Blackboxes auswerteten, stand für die Betroffenen die psychische Bewältigung der Katastrophe im Vordergrund. Der Betreiber der Mangfalltalbahn rief zu einer Schweigeminute auf. In allen Bahnen und Bussen des französischen Mutterkonzerns Transdev und seinen Tochterunternehmen weltweit sollte am Donnerstag um 12.00 Uhr innegehalten werden.

 

Für diesen Sonntag ist in Bayern Trauerbeflaggung angeordnet, weil in Bad Aibling ein ökumenischer Trauergottesdienst stattfindet. Ein weiterer Gottesdienst speziell für Rettungskräfte soll folgen. Etwa 850 Helfer – davon 100 aus Österreich – waren und sind im Einsatz.

 

Die Fachleute arbeiten mit schwerem Gerät an der Bergung der Zugwracks. Zum Einsatz kommen Kräne mit gigantischem Hebe-Vermögen, Metallschneider und kräftige Spreizer. Am Donnerstag wurden zunächst die noch fahrfähigen Waggons zu den jeweils nächstgelegenen Bahnhöfen gezogen.

 

Die Arbeiten sollen nach Angaben der Deutschen Bahn spätestens am Sonntag abgeschlossen sein. Der Betreiber der betroffenen privaten „Meridian“-Züge, die zu Transdev gehörende Bayerische Oberlandbahn, ist optimistischer und rechnet mit Samstag – wobei die anschließende Reparatur von Gleisen und Oberleitungen auch noch einige Tage in Anspruch nehmen dürfte.

 

Den dritten, noch vermissten Fahrtenschreiber konnten die Beteiligten zunächst nicht finden. „Es geht sehr langsam voran, weil es sehr schwierig ist, diese beiden ineinander verkeilten Zuggarnituren voneinander zu trennen“, erläuterte ein Polizeisprecher. Die Arbeiten sind nicht ungefährlich: „Da ist ja unheimlich viel Energie in dem Metall gespeichert, und wenn die Wracks auseinandergezogen werden, könnte es sein, dass ein Metallteil wie ein Pfeil weggeschleudert wird.“ Die Aufräumarbeiten werden auch dadurch erschwert, dass die Unglücksstelle in einem schwer zugänglichen Waldstück an einer Hangkante liegt, die steil zum Mangfallkanal abbricht.

 

Nach dem Tod des elften Opfers, einem 47 Jahre alten Mann aus dem Landkreis München, sind nach aktuellem Stand noch 20 Schwerverletzte und 62 Leichtverletzte zu beklagen. Die Bayerische Oberlandbahn hat unterdessen bestätigt, dass sich neben den beiden Lokführern und einem Lehr-Lokführer noch ein weiterer Mitarbeiter in den Zügen befunden habe.

 

 

rico güttich / dpa

Bad Aibling meridan Opfer Rosenheim Tod Tot Zug Zugunglück
Zur Übersicht

Das könnte Dich auch interessieren

16.05.2023 Warnstreik am Mittwoch 17.05.2023 im Einzelhandel Im bayerischen Handel hat die Gewerkschaft Verdi für Mittwoch zu Warnstreiks aufgerufen. Insgesamt geht es um mehr als 170 Betriebe aus Einzelhandel, Versandhandel und Großhandel, die sich über den ganzen Freistaat verteilen, erklärte die Gewerkschaft. Sie will mit der Aktion in der laufenden Tarifrunde Druck machen. Angesichts der jüngsten Angebote der Arbeitgeber müsse jeder Euro 19.02.2024 Tierisch München: Pflegetiere der Tierhilfe Fünfseenland suchen ihr langfristiges Glück Die Tierrettung Fünfseenland e.V. möchte dazu beitragen, dass Menschen und Tiere gemeinsam alt werden und glücklich sind. Genau deshalb haben wir den Verein und seine Schützlinge besucht. Vielleicht verlieben Sie sich ja in eine der Fellnasen.   BERRY UND RUSTY Europäisch Kurzhaar 2017 und 2018 geboren Geschwister, die im Doppelpack vermittelt werden verstehen sich gut 11.12.2023 Tierisch München: Angorakaninchen suchen neue Halter mit Erfahrung und Katzenduo Bärli und Cliff wünschen sich eine liebevolle Familie mit streichelnden Händen Die Tierfreunde Brucker Land sind ein kleiner Tierschutzverein in Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck. In einem provisorischen Unterkunft pflegen sie ihre Tiere seit Jahren. Immer wieder brauchen Kleintiere ihre Hilfe, egal ob Streuner, Unfalltiere, Tauben oder beschlagnahmte Tiere – viele von Ihnen finden dort übergangsweise ein Zuhause. Die Tierschützerinnen und Tierschützer setzen sich für eine Kastrationspflicht 04.09.2023 Tierisch München: Wuselige Meerschweinchen-Gruppe und charakterstarker Zottelbär Tag der offenen Tür am 23. September: Der Gnadenhof in Kirchasch, betrieben vom Tierschutzverein München e.V., gibt Tieren Schutz, Geborgenheit und ein Zuhause, die sonst keines finden. Seit über 30 Jahren bietet das Gelände viel Platz für die meist ältere, kranke oder verhaltensauffällige Tiere. Ob Bauernhoftiere (z. B. Schafe, Schweine, Ziegen, Hühner) oder Haustiere wie