Fr., 01.08.2014 , 12:19 Uhr

Ermittlungsverfahren gegen Haderthauer eingeleitet

In der Modellbau-Affäre hat die Staatsanwaltschaft München II das Ermittlungsverfahren gegen Bayerns Staatskanzleichefin Christine Haderthauer offiziell eröffnet. Sie wird des Betrugs verdächtigt. Der CSU-Politikerin droht noch eine Anzeige von einem weiteren Häftling.

 

Die Staatsanwaltschaft München II hat das erwartete Ermittlungsverfahren wegen Betrugsverdachts gegen Bayerns Staatskanzleichefin Christine Haderthauer förmlich eingeleitet. Das teilte Behördensprecher Ken Heidenreich am Freitag mit.Anlass für die Ermittlungen ist eine Anzeige eines früheren Mitgesellschafters des Ehepaars Haderthauer bei der Firma Sapor Modelltechnik. Das Unternehmen verkaufte hochwertige Modellautos, die von psychisch kranken Straftätern gebaut wurden.

 

Grundlage ist die Überprüfung einer Betrugsanzeige, die der frühere Mitgesellschafter des Unternehmens Sapor Modelltechnik eingereicht hat. In gleicher Sache wird bereits seit einiger Zeit gegen Haderthauers Mann Hubert ermittelt, wie Heidenreich bestätigte.

 

Haderthauer droht weitere Klage

Die Staatsanwaltschaft hatte die Landtagspräsidentin am Montagabend informiert, dass sie gegen die CSU-Spitzenpolitikerin ermitteln will. Die Information Stamms war notwendig, da Haderthauer als Landtagsabgeordnete eigentlich immun ist. Der Landtag hat sich für derartige Fälle ein Schnellverfahren gegeben: Sofern die Präsidentin nicht innerhalb von 48 Stunden Einwände erhebt und den Fall den Abgeordneten zur Abstimmung vorlegt, können die Staatsanwälte ermitteln – ohne dass die Immunität formell aufgehoben wird. Erst wenn es zur Anklage kommen sollte oder ein Strafbefehl erlassen wird, müsste der Landtag über die Aufhebung von Haderthauers Immunität abstimmen.

 

Anlass der zwei Ermittlungsverfahren gegen das Ehepaar ist ein komplizierter Streit ums Geld: Hubert Haderthauer – heute Landgerichtsarzt in Ingolstadt – hatte Ende der 1980er Jahre den Dreifachmörder Roland S. kennengelernt. Dieser hatte von Anfang der 70er bis Mitte der 80er Jahre drei Männer getötet und verstümmelt. Wegen seiner vermutlich unheilbaren seelischen Störung und Gefährlichkeit sitzt der heute 75-Jährige nach wie vor im Maßregelvollzug und wird voraussichtlich bis ans Ende seines Lebens nicht mehr freikommen.

 

Anzeige im Frühjahr

 

Der Stahlbauschlosser ist jedoch ein begabter Handwerker. Der Mörder begann, im Auftrag von Sapor Modelltechnik Luxus-Modellautos im Maßstab 1:8 zu bauen – als Teil der Arbeitstherapie in der Psychiatrie. Als Gesellschafter stieg aber zunächst nicht Dr. Haderthauer, sondern seine Frau Christine ein. Miteigentümer war der französische Geschäftsmann Roger Ponton.

 
Nach ihrer Wahl in den Landtag 2003 gab die CSU-Politikerin ihren Anteil an Ehemann Hubert ab, der bis 2008 Gesellschafter blieb. 2011 zahlten die Haderthauers dem Ex-Geschäftspartner Ponton nachträglich 20 000 Euro Abfindung für dessen Anteil. Ponton fühlt sich jedoch betrogen und erstattete deswegen Anzeige im Frühjahr.
Der Franzose glaubt, dass die Gewinne höher waren als die von den Haderthauers angegebenen Summen, und ihm deswegen auch eine höhere Abfindung zugestanden hätte. Die Staatsanwaltschaft hält Pontons Vorwürfe offensichtlich für so plausibel, dass die Ermittler der Sache nun auf den Grund gehen wollen.

 

Schon länger Ärger mit Justiz

 

Wie die «Bild»-Zeitung berichtete, will nun auch der Dreifachmörder und Modellauto-Bauer S. Anzeige gegen Haderthauers Mann erstatten. Den Eingang einer solchen Anzeige gegen den Mediziner konnte Heidenreich am Freitag zunächst aber noch nicht bestätigen.

 
Hubert Haderthauer hat schon seit dem vergangenen Jahr juristischen Ärger wegen seiner früheren Geschäfte. Da er als Landgerichtsarzt bayerischer Amtsträger ist, leitete die Landesanwaltschaft ein Disziplinarverfahren ein. Wegen der strafrechtlichen Ermittlungen ist das Disziplinarverfahren aber derzeit ausgesetzt. Das teilte die Landesanwaltschaft auf Anfrage mit.

 

 

make/dpa

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