Di, 03.11.2015 , 10:52 Uhr

Ist Uli Hoeneß schon im März wieder ein freier Mann?

Uli Hoeneß hat einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung gestellt.

 

Wenn das zuständige Gericht dem Antrag stattgibt, könnte der wegen Steuerhinterziehung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilte Ex-Boss des FC Bayern Anfang März 2016 ein freier Mann sein. Michael Nesselhauf, der Anwalt von Hoeneß, bestätigte am Dienstag einen Bericht der „Bild“-Zeitung (Dienstag), wonach der Antrag auf vorzeitige Entlassung nach Verbüßung der halben Haftstrafe bei den zuständigen Justizbehörden eingegangen sei. „Ja, das trifft zu“, sagte Nesselhauf der Deutschen Presse-Agentur.

 

Hoeneß ist bereits seit Anfang des Jahres Freigänger und muss nur noch zum Schlafen hinter Gitter. Tagsüber arbeitet der 63-Jährige in der Jugendabteilung des deutschen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern, dessen Präsident er bis zu seiner Verurteilung war. Hoeneß war am 13. März 2014 wegen Hinterziehung von 28,5 Millionen Euro Steuern zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Am 2. Juni 2014 trat er im Gefängnis von Landsberg am Lech seine Haft an.

 

Nach dem Gesetz können Straftäter unter bestimmten Voraussetzungen bereits nach Verbüßung der halben Gefängnisstrafe vorzeitig auf Bewährung entlassen werden. Exakt regelt dies Paragraf 57 des Strafgesetzbuches. Bedingung ist aber, dass der Verurteilte erstmals eine Freiheitsstrafe verbüßt, was auf Hoeneß zutrifft. Zudem muss die Gesamtwürdigung von Tat, Persönlichkeit des Verurteilten und Entwicklung während des Strafvollzugs ergeben, dass besondere Umstände vorliegen. Die Hälfte der 42 Monate dauernden Haft von Hoeneß endet am 2. März 2016.

 

Spannend wird mit der Haftentlassung auch die Antwort auf die Frage, ob Hoeneß noch einmal auf den Präsidenten-Thron des FC Bayern zurückkehren könnte. Von 2009 bis 2014 führte der langjährige Manager seinen Herzensclub von der höchsten Position aus. „Wenn ich zurück bin, werde ich mich nicht zur Ruhe setzen“, sagte der Bayern-Macher kurz vor dem Gang ins Gefängnis in einer emotionalen Rede bei der Mitgliederversammlung. Unter lautem Applaus vieler Mitglieder sprach er den legendären Satz: „Das war’s noch nicht!“

 

Die Aussagen vom Mai 2014 lassen viel Interpretationsspielraum zu. Doch selbst Freunde und Kenner wie Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge oder Hoeneß-Nachfolger Karl Hopfner im Präsidentenamt konnten bislang nicht zur Aufklärung beitragen, was ihr langjähriger Wegbegleiter plant. „Möglicherweise wäre es für Uli auch besser, ein bisschen mehr das Leben zu genießen, nicht nur immer wieder irgendwelchen Erfolgen hinterherzurennen“, sagte Ulis Bruder Dieter Hoeneß vor einigen Monaten. „Aber die Entscheidung muss er selber treffen und wird er auch treffen nach reiflicher Überlegung.“

 

Doch kann Uli Hoeneß loslassen und ohne seinen FC Bayern weiterleben? Aktuell geht der 63-Jährige in seiner Aufgabe in der Nachwuchsabteilung auf. Er fachsimpelte aber auch schon mit Cheftrainer Pep Guardiola über Fußball. Vor knapp drei Wochen genoss ein lächelnder Hoeneß die Grundsteinlegung für das neue Sportgelände des FC Bayern mit Nachwuchsleistungszentrum im Norden Münchens.

 

Ins Spiel gebracht wurde auch schon die Variante, dass Hoeneß noch einmal Präsident wird und Hopfner („Ich werde nicht gegen Uli Hoeneß antreten“) den Posten im Aufsichtsrat der FC Bayern AG an der Seite von einflussreichen Wirtschaftsführern behält.

 

Chronologie im Fall Hoeneß

 

2001 bis 2006: Hoeneß spekuliert im großen Stil an der Börse mittels eines geheimen Kontos in der Schweiz. Der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus soll ihn mit Millionen unterstützt haben.

Januar 2013: Hoeneß zeigt sich beim Finanzamt selbst an. Die Staatsanwaltschaft München leitet ein Ermittlungsverfahren ein.

20. März 2013: Hoeneß bekommt in seinem Haus am Tegernsee Besuch von den Ermittlern. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl vor. Dieser wird außer Vollzug gesetzt – gegen Zahlung einer hohen Kaution.

20. April 2013: Der «Focus» macht den Fall öffentlich und berichtet unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft und Hoeneß selbst.

21. April 2013: Hoeneß schließt einen Rücktritt als Präsident des FC Bayern München aus. Die Kritik an ihm nimmt zu. Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) rückt von ihm ab, zeigt sich «enttäuscht».

23. April 2013: Die «Süddeutsche Zeitung» berichtet über den Haftbefehl und die Kaution in Höhe von fünf Millionen Euro.

1. Mai 2013: Hoeneß zeigt in einem «Zeit»-Interview Reue und gibt Einblick in sein Seelenleben. Verbindungen seines Schweizer Kontos zum Rekordmeister schließt der Bayern-Präsident darin aus.

6. Mai 2013: Hoeneß bleibt nach einem 8:0-Votum der Mitglieder Vorsitzender des Aufsichtsrats der FC Bayern München AG.

25. Mai 2013: Selbst im Moment des großen Triumphes des FC Bayern steht Hoeneß unter dem Eindruck der Steueraffäre. Fast schüchtern greift er im Londoner Wembleystadion nach dem 2:1 im Finale gegen Borussia Dortmund nach dem Champions-League-Pokal.

 

 

 

Die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

 

30. Juli 2013: Die Staatsanwaltschaft München erhebt Anklage gegen Hoeneß wegen Steuerhinterziehung.

4. November 2013: Die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München II lässt die Anklage gegen den Bayern-Präsidenten «unverändert» zu.

13. November 2013: Hoeneß wird auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern von den Mitgliedern gefeiert. Er vergießt Tränen und kündigt an, nach seinem Steuerstrafprozess auf einer außerordentlichen Versammlung die Mitglieder über seine Zukunft entscheiden zu lassen.

23. Januar 2014: Die Staatsanwaltschaft München lässt bayerische Finanzbehörden wegen des Verdachts der Verletzung des Steuer- und des Dienstgeheimnisses durchsuchen. Es geht um die Frage: Wer gab Dokumente aus Hoeneß‘ Steuerakte an die Presse weiter?

10. März 2014: Begleitet von einem riesengroßen Medieninteresse beginnt in München der Prozess im «Strafverfahren gegen Ulrich H.». Hoeneß gesteht, 18,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen zu haben.

11. März 2014: Die Summe der hinterzogenen Steuern wird immer höher. Hoeneß soll mehr als 27 Millionen Euro an Steuern hinterzogen haben. Grundlage sind Berechnungen einer Steuerfahnderin.

12. März 2014: Die schwindelerregende Steuerschuld hält die Hoeneß-Verteidigung für «sachgerecht». Die Selbstanzeige habe sämtliche Zahlen bereits enthalten.

13. März 2014: Uli Hoeneß wird zu einer Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Das Landgericht München spricht den Präsidenten des FC Bayern München wegen Steuerhinterziehung schuldig.

14. März 2014: Uli Hoeneß akzeptiert seine Haftstrafe und tritt mit sofortiger Wirkung von seinen Ämtern als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender des FC Bayern München zurück.

17. März 2014: Auch die Staatsanwaltschaft verzichtet auf Revision. Damit erlangt das Urteil Rechtskraft.

13. Mai 2014: Genau zwei Monate nach der Verurteilung von Hoeneß wird bekannt, dass ein Ex-Häftling 215 000 Euro von dem prominenten Steuersünder erpressen wollte. Andernfalls gebe es schwerwiegende Konsequenzen in der Haft. Bei der geplanten Geldübergabe in München wird der 50-Jährige gefasst.

2. Juni 2014: Uli Hoeneß soll seine Haft im Gefängnis in Landsberg am Lech antreten.

 

rg/dpa

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