Fr., 22.07.2016 , 11:43 Uhr

Wiesn-Lexikon: "O" wie "Obazda"

Obazda, auch Obatzda oder Obatzta („Angebatzter, Angedrückter, Vermischter“), eine pikante bayerische Käsezubereitung, die meist zur Brotzeit gegessen wird und das natürlich auch auf der Münchner Wiesn.

 

Entstanden ist der Obazda durch Zufall, wie es bei vielen Delikatessen der Fall ist. Es sollten Käsereste verwertet werden. Insbesondere Camembert und andere Weichkäsearten mussten noch verbraucht werden und um diese wieder schmackhaft zu machen, wurde der bereits überreife Käse mit Butter und Gewürzen vermischt. Paprikagewürz ist dabei ganz besonders wichtig. Oftmals wird dann auch noch Kümmel oder Zwiebeln zugegeben. Natürlich gibt es heutzutage zahlreiche schmackhafte Abwandlungen der traditionellen Variante.

 

Bekannt durch Weihenstephaner Bräustüberl

 

Bekannt wurde Obazda in den 1920er-Jahren, als ihn die Wirtin des Weihenstephaner Bräustüberl in Freising, Katharina Eisenreich, ihren Gästen servierte. Seither gilt dieses Rezept als das verbreitetste:
Reifer Camembert wird mit schaumig gerührter Butter, sehr fein gehackten Zwiebeln, etwas Salz, Pfeffer, viel Paprikagewürz, Kümmel und etwas Weißbier zu einer streichfähigen Creme verarbeitet.

 

 

Möchte man eine kräftigere Variante herstellen, verwendet man Limburger oder Romadur. Je nach Geschmack, kann man eine mildere Variante durch Zugabe von Quark oder Frischkäse erzielen. In Altbayern wird der Rezeptur auch gerne Bier, in Franken Wein zugefügt.

 

 

Heutzutage ist der Obazda nicht mehr aus den Biergärten wegzudenken und ist somit ein echter Biergarten-Klassiker. Und auch auf der Wiesn braucht man ab und an mal etwas zünftiges, denn nur Lebkuchenherzen, Zuckerwatte und Co. sind dann einigen auf Dauer ein wenig zu süß.Er schmeckt am besten zu einer knusprigen Brezen und mit frischen Zwiebelringen und Schnittlauch garniert.

 

Es wird empfohlen, den Obazden am Tag der Herstellung zu verspeisen, da die enthaltenen Zwiebeln sonst einen bitteren Geschmack entwickeln können. Möchte man dies vermeiden und den Obazden auch noch etwas später genießen, kann man alternativ auch die Zwiebeln vorerst weglassen und dann im nachhinein, in Ringe geschnitten, vor dem Servieren, auf den Obazden geben. Ein weiterer Trick ist es, die Zwiebeln vorher anzudünsten, wodurch sich der Aufstrich länger hält und auch milder schmeckt.
Seit 26. Juni 2015 ist die Bezeichnung Obazda bzw. Obatzter sogar in der Liste der geschützten geographischen Angaben der EU-Kommission registriert. Auch in anderen Regionen gibt es dem Obatzten ähnelnde Käsezubereitungen. So gibt es in Hessen den „Hessesche“, bei dem Limburger, Mainzer oder Harzer Käse verarbeitet werden.

 

Im Raum Frankfurt am Main werden Camembert, Frischkäse, Zwiebeln und Paprikapulver zum Sachsenhäuser Schneegestöber, auch bekannt als Frankfurter Schneegestöber verarbeitet und in der österreichischen, mitteldeutschen und slowakischen Küche gibt es eine vergleichbare Käsecreme, den Liptauer. In Rheinland-Pfalz gibt es den Spundekäs, der zwar vergleichbar ist, aber ohne den deftigen Camembert hergestellt wird.

 

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