Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter will die umstrittene Bahnsteigkarte abschaffen. Wer Freunde oder Angehörige am Zug verabschiedet, sollte dafür zukünftig nicht mehr bezahlen müssen.
Wer in München ohne gültige Fahrkarte auf einen Bahnsteig will, muss 40 Cent zahlen. Ist der Bahnsteig durch eine Absperrung oder eine andere Abgrenzung gekennzeichnet, wird nämlich eine Bahnsteigkarte benötigt. Das gilt auch für alle, die bei Regen nur schnell den U-Bahnhof durchqueren oder Freunde zum Gleis begleiten wollen. Darauf hatte die S-Bahn München beispielsweise auch im Vorfeld von großen Kontrollaktionen hingewiesen. Dies ist an allen Nahverkehrs-Bahnhöfen im MVV-Netz der Fall, zum Beispiel auch, wenn man im Untergeschoss von einer Seite zur anderen geht und dadurch den Bereich hinter den Stempelautomaten durchquert. Zu kaufen gibt es das Bahnsteig-Ticket ganz normal am Automaten. Doch wer macht das schon? Bei vielen Kunden stößt diese Regelung immer wieder auf Unverständnis.
Oberbürgermeister Dieter Reiter will sich nun für die Abschaffung des umstrittenen Ticket einsetzen. Ihn erreichten immer wieder Briefe von verständnislosen Bahnsteig-Gästen. „Ich halte diese Regelung für einen Anachronismus, der überdacht werden muss“, erklärte Reiter der Abendzeitung. Er sei sicher, man werde eine bessere und kundenfreundlichere Lösung finden.
Das Bahnsteigticket hatte im 19. Jahrhundert durchaus seine Berechtigung. Es verringerte unnötiges Gedränge und somit auch die Gefährdung der Passagiere am Gleis. Inzwischen gibt es die Bahnsteigkarte kaum noch, sie wird eher belächelt. Schon Lenin soll gesagt haben: „Wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!“.
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