Di, 07.03.2017 , 15:52 Uhr

Aussage im Kreissägen-Prozess: «Der Raum riecht nach Tod»

Seine Lebensgefährtin hat zugegeben, ihren damaligen Freund mit einer Kreissäge getötet zu haben. Er selbst wurde verurteilt, weil er bei der Beseitigung der Leiche half. Vor Gericht will er sich nicht zu allen Details äußern – dafür zitiert er Hölderin zur Tugend.

 

Im Münchner Prozess um einen grausamen Mord mit einer Kreissäge hat der neue Lebensgefährte der Angeklagten den Fund der Leiche geschildert – und nicht nur die Nebenklage gegen sich aufgebracht. «Der Raum riecht nach Tod» sei sein erster Gedanke gewesen, als er den Dachboden in Abwesenheit seiner Freundin betreten habe. Kurz darauf habe er die Leiche seines Vorgängers auf dem Bett entdeckt, sagte er am Dienstag vor dem Landgericht München.

 

Die Polizei habe er nicht gerufen, «weil ich nicht im Besitz aller Fakten war». Er habe gedacht: «Scheiße, jetzt wartest Du mal ab und hörst Dir an, was die Frau Dir zu erzählen hat.» Zur Erklärung, warum er zuerst mit ihr sprechen wollte, antwortete er dem Vorsitzenden Richter: «Ich kann Ihnen nur sagen, dass ich da eine Frau hatte, in die ich mehr als verschossen war.» Und: «Von meiner Verliebtheit abgesehen, war mir klar: Ich muss hier bleiben und ihr helfen.»

 

Der Mann sitzt selbst im Gefängnis, weil er nach Überzeugung des Gerichts Monate nach der Tat bei der Beseitigung der Leiche geholfen hatte und deshalb wegen Strafvereitelung verurteilt wurde. Gegen das Urteil hat der Mann Rechtsmittel eingelegt. Die Berufungsverhandlung sollte am Mittwoch, nur einen Tag nach seiner Aussage im Prozess gegen seine Verlobte, beginnen.

 

Entsetzt sei er von dem Leichenfund nicht gewesen. «Ich war schockiert, aber nicht sonderlich erstaunt.» Seine Freundin habe schließlich große Angst vor ihrem früheren Lebensgefährten gehabt, der sei ein «Arschloch» gewesen und habe sie «behandelt wie ein Stück Scheiße».

 

Die heute 32 Jahre alte Pädagogik-Studentin hat gestanden, ihren damaligen Lebensgefährten beim Sexspiel mit einer Handkreissäge getötet zu haben. Er war jahrelang verschwunden, seine Leiche wurde erst Anfang 2016 gefunden.

 

Laut Anklage fand der neue Freund und heutige Verlobte der Angeklagten den grausam zugerichteten Leichnam im Dachgeschoss der Studenten-WG, während seine Freundin im Urlaub war. Er verscharrte den Toten später gemeinsam mit seiner Freundin und einem weiteren Bekannten im WG-Garten. Dazu wollte der Zeuge sich mit Blick auf seinen eigenen Prozess nicht im Detail äußern.

 

Auf die Frage, wie das Paar mit dem Wissen um die Tat umgegangen sei, zitierte der Zeuge, der mit Gegenfragen und Belehrungen das Gericht gegen sich aufbrachte, den Dichter Friedrich Hölderlin: «Wer das Tiefste gedacht, liebt das Lebendigste. Hohe Tugend versteht, wer in die Welt geblickt, und es neigen die Weisen oft am Ende dem Schönen sich.» Daraufhin platzte dem Nebenklage-Vertreter, der neben Mutter und Vater des Mordopfers saß, der Kragen. Ob die Beiden jemals an die Eltern des Mannes gedacht hätten, wollte er wissen. Die Betitelung des Opfers als «Arschloch» sei unerträglich.

 

dpa

AUssage Gericht Kettensäge Kreissäge Leiche Mord München Prozess Tod Verlobter
Zur Übersicht

Das könnte Dich auch interessieren

10.07.2023 Tierisch München: Sommerfest und Bewohner des Starnberger Tierheims „Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast“ (Antoine de Saint-Exupéry). Mit diesem Grundsatz hilft das Tierheim in Starnberg seit mittlerweile 70 Jahren Hunden, Katzen und Kleintieren. 19.06.2023 Tierisch München: Exotische Schlagen und blinde Passagiere adoptieren Im Mai 2023 hat die Reptilienauffangstation in München über 200 Tiere aufgenommen. Von Schlangen, Echsen, Schildkröten bis hin zu seltenen Exoten. Der Münchner Verein nimmt Tiere auf und versorgt sie, bis sie adoptiert werden. 22.05.2023 Tierisch München: junge Kätzchen und Katzenseniorin beim Tierschutzverein Schlupfwinkel Am 22. Mai ist der internationale Tag der biologischen Vielfalt. Ziel ist es, die biologische Vielfalt zu erhalten, zu fördern, ein Bewusstsein für das Angebot zu schaffen und es nachhaltig zu nutzen. Auch hier wollen wir jede Woche die Vielfalt unserer Tierwelt zeigen. Diese Woche sind wir zu Gast beim Tierschutzverein Schlupfwinkel im Landkreis Freising 16.05.2023 Warnstreik am Mittwoch 17.05.2023 im Einzelhandel Im bayerischen Handel hat die Gewerkschaft Verdi für Mittwoch zu Warnstreiks aufgerufen. Insgesamt geht es um mehr als 170 Betriebe aus Einzelhandel, Versandhandel und Großhandel, die sich über den ganzen Freistaat verteilen, erklärte die Gewerkschaft. Sie will mit der Aktion in der laufenden Tarifrunde Druck machen. Angesichts der jüngsten Angebote der Arbeitgeber müsse jeder Euro