So., 24.09.2017 , 17:39 Uhr

Halbzeitbilanz: Entspannte Wiesn mit etwas mehr Besuchern

Flanierwiesn, „scheene“ Wiesn, zurück zu den Wurzeln – so lobt die Festleitung das diesjährige Oktoberfest. Natürlich gibt es die üblichen Grapschereien, Maßkrugschlägereien und „Bierleichen“ – aber sonst läuft die Wiesn geordnet und entspannt.

 

 

München – Die Gäste kommen, die Wiesn läuft. Das Münchner Oktoberfest lockt wieder mehr Besucher an als im Vorjahr. Nach einem nasskalten Auftakt kamen bei mildem Herbstwetter bis zur Halbzeit rund drei Millionen Menschen auf das Volksfest, wie Festleiter Josef Schmid (CSU) am Sonntag berichtete. Insgesamt könne wohl wieder die Zahl von sechs Millionen Besuchern erreicht werden. 2016 waren bedingt durch mieses Wetter und Terrorsorgen nur 5,6 Millionen gekommen.

 

Es sei eine entspannte, friedliche und ruhige, eine «scheene» Wiesn, sagte Schmid. Weniger Gedränge als in früheren Jahren, seltener überfüllte Bierzelte: Eine «Flanierwiesn» sei es, eine «Wiesn, auf der für alle Platz ist». Auch eine Wiesn wie früher, als die Eltern im Bierzelt saßen, die Kinder hinausgehen konnten zum Karussellfahren und dann auch zu den Eltern zurückkonnten. «Wir haben eine Wiesn, die zurückkehrt zu ihren Wurzeln – wie ich es als Kind gekannt habe.»

 

 

Die Sicherheitsvorkehrungen mit Eingangskontrollen und Taschenverbot liefen laut Polizei und Festleitung reibungslos. An den Eingängen, die dieses Jahr erst um 09.00 Uhr öffnen, herrscht demnach Disziplin: Es habe keine drängenden Menschentrauben gegeben, sondern geordnete Schlangen entlang des Sperrzauns, berichtete die Polizei. Und Schmid ergänzte: Dass Gäste nach Öffnung des Geländes loslaufen, um einen guten Platz im Zelt zu bekommen, sei völlig normal. Es könne keine Rede davon sein, dass Ordner umgerannt wurden.

 

 

Nach nasskalten ersten Tagen strömten die Besucher vor allem in der zweiten Wochenhälfte auf das Festgelände. Sie kamen mit Appetit und verspeisten 60 Ochsen sowie 21 Kälber. Am Wochenende praktisch Normalzustand: In den Fahrgeschäften kreischten die Gäste, aus den Festzelten schallten Gassenhauer. Auch die Bayern feierten am Samstag – obwohl es nach dem ernüchternden 2:2 gegen die Wolfsburger eigentlich nichts zu feiern gab.

 

Die Polizei verzeichnete mit den gestiegenen Besucherzahlen auch wieder mehr Einsätze. Rund 920 Mal mussten die Beamten ausrücken, gut acht Prozent mehr als im Vorjahr. Dennoch sei die Wiesn so sicher wie kaum ein anderer Ort, sagte der Pressesprecher der Münchner Polizei, Marcus da Gloria Martins. «Es gibt keine Gemeinde in Deutschland, die sicherer ist als das Oktoberfest.» Am Freitag hatten die Beamten in ihrem Twittermarathon berichtet, 2016 seien 1110 Straftaten registriert worden – macht 0,0002 Straftaten pro Wiesnbesucher.

 

 

Ein Anstieg der Drogendelikte auf der Wiesn – meist ging es um Marihuana – erkläre sich auch durch verschärfte Kontrollen und bessere Videoüberwachung, sagte da Gloria Martins. Es könne keine Rede sein von einer «Rauschgiftwiesn». Die Steigerung der Sexualdelikte auf 34 (Vorjahr 17) hänge wiederum nicht zuletzt mit einem geänderten Strafrecht sowie der höheren Sensibilität zusammen, Delikte anzuzeigen.

 

Auch die Sanitätsstation des Roten Kreuzes berichtete von einem normalen Verlauf. Die Helfer mussten wie stets vor allem Schürfwunden, Schnittverletzungen und Alkoholvergiftungen behandeln. Schnittverletzungen nahmen etwas ab – eine «Nebenwirkung» der Einlasskontrollen. Denn damit geraten weniger Flaschen aufs Gelände. Die Helfer mussten sich auch weniger als in Vorjahren um Jugendliche im Vollrausch kümmern: Vier waren es dieses Jahr, 2015 waren es acht.

 

Auf eine nicht immer ganz brave Wiesn lassen freilich die Gegenstände schließen, die im Wiesn-Fundbüro abgegeben wurden, darunter zwei Eheringe mit Gravur. Es gebe «immer bestimmte Verdachtsmomente, wenn die Eheringe abgelegt und dann vergessen würden», meinte Schmid. Auch eine Mönchskutte gab Rätsel auf. Spekuliert wurde, ob der Ordensmann sich auf der Wiesn mit der Kutte auch seines Enthaltsamkeitsgelübdes entledigte. Außerdem blieben hundert Schirme liegen. Das, so Schmid, spreche für gutes Wetter, oder zumindest dafür, «dass es besser wird.»

 

Von Sabine Dobel, dpa

 

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Halbzeitbilanz Oktoberfest Wiesn

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