Wie die Feuerwehr München mitteilt, ist im Zuge der Räumung des Munitionsfunds am Zwergackerweg 3 in Freimann auch noch eine schädliche Substanz gefunden worden. Der Sprengmeister hat vor Ort auch ausgelaufene Chemikalien gefunden.
+++Update+++
Im Zuge der Räumungsarbeiten des Munitionsfunds in Freimann sind am Sonntag mögliche Statikprobleme für eine Teil des Anwesens Zwergackerweg 3 festgestellt worden. Da ein Teil des Hauses im Löschwasserbecken steht, muss nun nach dem Befund eines Baustatikers das Fundament dort mit Stahlträgern gesichert werden. Die Beseitigung der Munition läuft weiter.
Die Zugänge zum Sperrgebiet sind mit Bauzäunen gesichert und werden durch einen Sicherheitsdienst bewacht. Polizei und Feuerwehr sind vor Ort.
Am Sonntag konnten erstmals Anwohner ihre Häuser wieder für zwei Stunden betreten, um das Nötigste zu erledigen. Weitere solcher Zeitfenster sollen auch in den kommenden Tagen ermöglicht werden.
Bislang sind rund 90 Betroffene in Hotelzimmern untergebracht. Die Hotline unter 2353-55555 steht auch weiterhin rund um die Uhr zur Verfügung.
Betroffene, die sich in einer sozialen Notlage befinden (z.B. bei finanzieller Bedürftigkeit), können sich an die Hotline wenden, die eine entsprechende Beratung durch das Sozialreferat vermittelt.
Derzeit tritt die Stadt bei den Hotelkosten sowie den Aufwendungen für den Sicherheitsdienst und die Bauzäune finanziell in Vorleistung, damit die Gefahrenlage schnellstmöglich beseitigt werden kann. Über alles Weitere wird der Stadtrat in der Vollversammlung am 5. April zu entscheiden haben.
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Bei der in Freimann gefundenen Munition handelt es sich um überbleibsel von Phosphorbomben aus dem Zweiten Weltkrieg. Phosphorbomben gelten als besonders grausam. Sie verursachen schwer heilende Brandverletzungen, zudem sind die Phosphordämpfe giftig. Nach den Zusatzprotokollen der Genfer Abkommen von 1977 dürfen Phosphorbomben nicht eingesetzt werden, wenn Zivilisten in Gefahr geraten. Die USA und Israel haben die Protokolle nicht unterzeichnet. Teils wurden die Bomben auch als «Signalwaffen» eingesetzt, da sich nach der Detonation ein lichtreflektierender Vorhang in der Luft bildet, der Streitkräften den Weg weisen kann.
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Mittlerweile ist die Sperrzone rund um den Fundort geräumt. Alle Anwohner haben sich kooperativ gezeigt und das Gebiet verlassen. Die betroffenen Personen kamen teils in bereitgestellten Hotels oder bei Bekannten und Verwandten unter. Der Kampfmittelräumdienst wird in Kürze mit den Bergungsarbeiten beginnen. Um die Behinderungen so gering wie möglich zu halten, werden die Sprengmeister im Schichtdienst sowie am Wochenende arbeiten. Nach derzeitigen Kenntnisstand könnten die Bergungsarbeiten daher in zehn Tagen abgeschlossen sein.
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Der Sprengmeister schätzt die Gefahr, dass sich die Sprengmittel selbst entzünden könnten, höher ein als bislang angenommen. Deshalb muss der Räumungsbereich von bisher 50 Metern Radius für zunächst 10 Tage auf 100 Meter Radius erweitert werden.
Außerdem gilt die Sperrung des Bereichs nun rund um die Uhr. In dieser ausgeweiteten Sperrzone liegen ca. 100 Häuser mit rund 200 Anwohnern.
Aufgrund der geänderten Gefährdungseinschätzung des Sprengmeisters mussten die 24 Anwohner im bisherigen 50-Meter-Radius ihre Häuser sofort räumen. Die Munition wurde zwischenzeitlich mit nassem Sand vorübergehend abgedeckt, um die Gefahr der Selbstentzündung und mögliche Auswirkungen bis zur Fortsetzung der Räumungsarbeiten am Freitag früh zu minimieren.
Die übrigen Betroffenen in der erweiterten Sperrzone müssen ihre Häuser bis Freitag früh, 17. März, 8 Uhr, verlassen haben. Für mobilitätseingeschränkte Personen steht vor Ort ein Sanitätsdienst bereit. Für die etwaige Unterbringung von Haustieren steht die Stadt mit dem Tierheim und dem Veterinäramt in Kontakt.
Im Willi-Graf-Gymnasium wird eine Anlaufstelle eingerichtet, die die Betroffenen mit Rat und Tat unterstützt. Zur Unterbringung stellt die Stadt ihnen für den Zeitraum der Evakuierung Hotelzimmer bereit. Es ist vorgesehen, während des Evakuierungszeitraums mehrere Zeitfenster zu öffnen, um den Bewohnern die Möglichkeit zu geben, sich mit dringend benötigtem auszustatten oder notwendige Erledigungen vorzunehmen. Außerdem wird für die Anwohner eine Hotline eingerichtet.
Konkret betroffen von der erweiterten Sperrzone in Freimann sind folgende Adressen:
sb/Feuerwehr München/dpa/Stadt München