In Rott am Inn im Landkreis Rosenheim ging gestern Abend ein Notruf beim Rettungsdienst und der Polizei wegen Stichverletzungen zweier Personen ein. Beide Opfer verstarben. Die Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei ermitteln nun wegen eines Tötungsdelikts.
Der mutmaßliche Mörder zweier Menschen in Rott am Inn bei Rosenheim war drei Wochen vor der Tat als Häftling aus einer psychiatrischen Klinik ausgebrochen. Er saß dort wegen schwerer räuberischer Erpressung im Jahr 2010 ein. Am 4. Februar nutzte er einen unbegleiteten Hofgang auf dem Klinikareal zur Flucht, wie die Staatsanwaltschaft Traunstein am Mittwoch mitteilte. Es habe deshalb ein Haftbefehl gegen den 25-Jährigen bestanden.
Die Tatwaffe wurde offensichtlich noch nicht gefunden. Unklar ist auch, ob der 25-Jährige und seine Bekannte vor der Tat Drogen oder Alkohol konsumierten. Der 20-Jährigen war wegen wiederholten Lärmens die Wohnung gekündigt worden. Sie stand unmittelbar vor dem Auszug.
Laut Polizei beleidigte sie am Dienstagabend Bahnmitarbeiter und Reisende im Bahnhof von Rosenheim. Beim Eintreffen einer Streife leistete sie erneut massiven Widerstand, was sie bereits bei ihrer vorübergehenden Festnahme nach dem Doppelmord in Rott getan hatte. Sie wurde in eine Nervenklinik gebracht.
In der Wohnung eines Mehrparteien- und Geschäftshauses wurden bei Eintreffen der Rettungskräfte zwei Schwerverletzte mit massiven Stichverletzungen aufgefunden. Trotz sofort eingeleiteter, intensiver Reanimationsversuche verstarben der Mann (73 Jahre) und die Frau (66 Jahre) noch am Tatort.
Erste Ermittlungen ließen auf einen Streit mit einer anderen Partei des Mehrfamilienhauses schließen, der der Messerattacke wohl vorangegangen war. In der Folge wurde eine 20-jährige Nachbarin festgenommen. Sie leistete bei ihrer Festnahme erheblichen Widerstand. Ein Beamter wurde dabei verletzt. Laut Polizei hatten die Opfer, beide in getrennten Wohnungen lebend, nicht verheiratet, bereits des Öfteren Streit mit der 20-Jährigen gehabt.
Zahlreiche, auch überörtliche Einsatzkräfte, unter anderem ein Polizeihubschrauber, sowie Einheiten anderer Polizeipräsidien halfen bei der breit angelegten Suche nach einer weiteren verdächtigen Person, offenbar ein älterer Bekannter der festgenommenen jungen Frau. Im Anschluss konnte der dringend Tatverdächtige (25 Jahre) am nördlichen Ortsrand von Rott festgenommen werden.
Die Kriminalpolizei Rosenheim hat die Ermittlungen aufgenommen. In diesem Zuge wurde das Mehrfamilienhaus samt umliegendem Bereich abgesperrt. Auch Anwohner wurden gebeten ihre Häuser zu verlassen, um die kriminaltechnische Tatortarbeit einzuleiten zu können.
Über die Haftfrage wird womöglich noch heute entschieden.
Eine Betreuungsstelle des Kriseninterventionsdienstes wurde bei der Freiwilligen Feuerwehr eingerichtet.
Erst am Wochenende gab es bereits in Königsdorf in Bad Tölz einen Doppelmord – mehr dazu gibt es hier.
dpa/kw