Di, 14.10.2014 , 13:22 Uhr

Freistaat Bayern: Krisenstab soll Flüchtlingskrise beheben

Die bayerische Verwaltung genießt bundesweit einen guten Ruf. Doch in der aktuellen Asylkrise wirken Staatsregierung und Behörden überfordert und planlos. Nun soll es ein Krisenstab richten.

München – Ein Krisenstab der Staatsregierung soll den akuten Notstand bei der Flüchtlingsunterbringung bewältigen. Staatskanzleichef Marcel Huber (CSU) sprach am Dienstag von «krisenartigen Ausmaßen», die Behörden müssten vom normalen Verwaltungsmodus in den «Krisenmodus» wechseln. Erste Aufgabe des Krisenstabs soll sein, für eine Entspannung der Lage in München zu sorgen, wo jede Woche tausende Flüchtlinge eintreffen. Wegen personeller und bürokratischer Engpässe funktioniert die Verteilung auf andere bayerische Regierungsbezirke und Bundesländer nicht richtig.


Derzeit warten nach Hubers Zahlen allein in München 2000 Asylbewerber darauf, dass sie behördlich registriert werden. Ein weiterer Engpass sind die medizinischen Untersuchungen. Hier könnte nach Worten Hubers möglicherweise die Bundeswehr aushelfen. In München gebe es eine Sanitätsakademie.

 
Der verärgerte Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte am Vortag die Aufnahme weiterer Flüchtlinge in der dramatisch überfüllten Bayernkaserne verweigert. Dort gab es in den vergangenen Tagen so wenig Platz, dass manche Flüchtlinge im Freien übernachten mussten.

 

Opposition greift Regierung scharf an

An dem Krisenstab beteiligen sich mehrere Ministerien, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg, die Landeshauptstadt München, Regierungspräsidien, Polizei, Wohlfahrtsverbände und Bundeswehr. Die Leitung haben Staatskanzleichef Huber und Sozialministerin Emilia Müller (CSU). In einem eigens eingerichteten Lagezentrum sollen schnell nötige Entscheidungen getroffen werden. Der Krisenstab tagte am Dienstagmittag erstmals.

 

Die Opposition griff Staatsregierung und CSU scharf an. «Die unwürdigen Bilder von hilfesuchenden, jungen Menschen, die im Freien übernachten müssen, sind Ausweis der Schande der CSU-geführten Staatsregierung», sagte Generalsekretärin Natascha Kohnen. «Jetzt zeigt sich, wie christlich-sozial es ist, jahrelang eine weitere Erstaufnahmeeinrichtung in Bayern zu blockieren», sagte sie und betonte: «Wenn Ministerpräsident Seehofer gehandelt hätte, den Hilfesuchenden wären die menschenunwürdigen Zustände wie in der Bayernkaserne in München und in Zirndorf erspart geblieben.»

 

 

Kritik auch vom Roten Kreuz

 
SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher sagte, der Krisenstab komme ein Jahr zu spät. «Monatelang haben Sozialministerin Müller und Regierungschef Seehofer sehenden Auges die Vorbereitungen für eine menschenwürdige Unterbringung der Flüchtlinge vernachlässigt.» Grünen-Chef Dieter Janecek sagte, es sei beschämend, dass Menschen in Bayern auf der Straße schlafen müssten. Dabei stellte er mit Blick auf den Parteinamen der CSU die Frage, was das eigentlich noch mit christlich und sozial zu tun habe.

 

Der Präsident des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), Theo Zellner, sagte der Mediengruppe «Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung» (Mittwoch): «Die Situation ist nach wie vor unbefriedigend. Wenn in einem der reichsten Länder der Welt Flüchtlinge in Zelten leben müssen, dann ist etwas nicht in Ordnung.» Der Asylgipfel der Staatskanzlei habe zwar die richtigen Zeichen in die Zukunft gesetzt. «Wir als Rotes Kreuz müssen aber endlich wissen, wo nun die 3100 zusätzlichen Erstaufnahmeplätze entstehen. Nur dann können wir für die Ausstattung sorgen. Die Menschen kommen jetzt und nicht erst im Januar oder im April.»

 

 

make

Asyl CSU Flüchtlinge Huber Müller Politik Seehofer
Zur Übersicht

Das könnte Dich auch interessieren

16.05.2023 Warnstreik am Mittwoch 17.05.2023 im Einzelhandel Im bayerischen Handel hat die Gewerkschaft Verdi für Mittwoch zu Warnstreiks aufgerufen. Insgesamt geht es um mehr als 170 Betriebe aus Einzelhandel, Versandhandel und Großhandel, die sich über den ganzen Freistaat verteilen, erklärte die Gewerkschaft. Sie will mit der Aktion in der laufenden Tarifrunde Druck machen. Angesichts der jüngsten Angebote der Arbeitgeber müsse jeder Euro 02.05.2024 Duale Ausbildung Mediengestalter*in Bild & Ton (m/w/d) 19.02.2024 Tierisch München: Pflegetiere der Tierhilfe Fünfseenland suchen ihr langfristiges Glück Die Tierrettung Fünfseenland e.V. möchte dazu beitragen, dass Menschen und Tiere gemeinsam alt werden und glücklich sind. Genau deshalb haben wir den Verein und seine Schützlinge besucht. Vielleicht verlieben Sie sich ja in eine der Fellnasen.   BERRY UND RUSTY Europäisch Kurzhaar 2017 und 2018 geboren Geschwister, die im Doppelpack vermittelt werden verstehen sich gut 11.12.2023 Tierisch München: Angorakaninchen suchen neue Halter mit Erfahrung und Katzenduo Bärli und Cliff wünschen sich eine liebevolle Familie mit streichelnden Händen Die Tierfreunde Brucker Land sind ein kleiner Tierschutzverein in Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck. In einem provisorischen Unterkunft pflegen sie ihre Tiere seit Jahren. Immer wieder brauchen Kleintiere ihre Hilfe, egal ob Streuner, Unfalltiere, Tauben oder beschlagnahmte Tiere – viele von Ihnen finden dort übergangsweise ein Zuhause. Die Tierschützerinnen und Tierschützer setzen sich für eine Kastrationspflicht