Di, 24.11.2015 , 12:44 Uhr

Mit den Öffentlichen durch München: Ein ganz normaler Montag...

Egal ob U-Bahn, Bus, S-Bahn oder Tram, wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in München unterwegs ist, muss häufig Geduld und Zeit mitbringen. Ein Bericht über einen ganzen normalen Montag.

 

Jahrelanges U-Bahn fahren härtet ab, denn wenn man als Fahrgast im Münchner Untergrund unterwegs ist, muss man einiges ertragen können. Ständigen Lärm durch Personen, die scheinbar ihre kompletten Telefonate in der Öffentlichkeit austragen müssen. Natürlich sind dies meißt unvermeidebare Gespräche, halt Telefonate, die zwingend notwendig sind. „Hast du das Spiel der Bayern gesehen? Nur drei zu eins gegen Schalke, auch die Tore waren nicht besonders, die Zusammenfassung auf Sky hätte ich mir echt sparen können!“
Dann halt doch die Klappe und rede nicht in der U-Bahn über ein Spiel, an dem du scheinbar so wenig Interesse hast, dass du Dir nur die zweiminutendreißig Zusammenfsassung anschaust, aber jetzt hier fünf Minuten laut laberst. Leg auf und beschäftige dich mit deiner anderen Freizeitbeschäftigung, dumpf auf dein Handydisplay schauen und durch Facebook scrollen.

 

Dieses Problem habe ich an diesem ganz normalen Montag nicht. Kalt ist es geworden und irgendwie bin ich heute zu bequem, um auf mein Zweirad zu steigen. Ich stecke mir Kopfhörer in die Ohren, um nerviges mithören von Telefonaten und eventuelles fremdschämen zu vermeiden. Klar, die U-Bahn braucht laut regulärem Fahrplan fast doppelt solange zu meinem Ziel, wie ich mit dem Fahrrad gebraucht hätte, aber an diesem Montag sieht es gut aus, fast zu gut denke ich mir schon.

 

Püntklich auf die Minute trifft die U6 an der Alten Heide ein und das fast leer! Habe ich zu früh Feierabend gemacht, frage ich mich und schaue verdutzt auf meine Uhr. Doch die Uhrzeit passt, kurz vor sechs, Feierabendverkehr. Eigentlich ist hier schon das gefragt, was so mancher Fahrgast perfektioniert hat: Durchsetzungsvermögen! Egal wie voll eine U-Bahn ist, es gibt Menschen, die schaffen es trotzdem mit Rucksack und ausgefahrenen Ellenbogen in eine vollgestopfte U-Bahn. Doch vielleicht mögen Sie auch einfach nur Körperkontakt.
An diesem Montag ist das anders, einer dieser Kandidaten nutzt seinen Geschwindigkeitskeitsvorteil in der noch nicht so sehr gefüllten U-Bahn. Am Nordfriedhof hängt der Anfang zwanzig Jährige einen Rentner mit Krücken locker ab, sichert sich den Sitzplatz und versinkt mit seinen Gedanken auf dem Display seines Smartphones.

 

Doch auch eine Touristengruppe ist zugestiegen. Woran habe ich das erkannt? Der Durchschnittsmünchner hat ihn raus. Den „Ich schaue durch Dich durch Blick“.  Gekonnt schaut er durch die U-Bahn Scheiben in die dunkle Tunnelröhre und das genau so, dass sich der Blickkontakt nicht mit dem seines Gegenüber in den Fenster spiegelt. Selbst wenn die U-Bahn vollgequetscht ist, schaffst es der Münchner, gekonnt an der Personen, deren Kopf gerade einmal 15 Zentimeter entfernt ist, vorbei ins Leere zu schauen.
Doch bei Touristen ist das anders. Sie starren, schauen dich permanent an und scannen dich von oben bis unten.

 

Auf Verspätung folgt Pegida

 

 

Doch noch bin guter Dinge. Pünktlich komme ich am Odeonsplatz an und mein positiver Lauf scheint sich fortzusetzen. In einer Minute kommt der Bus, so viel Glück kann man doch gar nicht haben! Doch zu früh gefreut, die automatische Anzeige macht das, was sie gerne macht. Von der einen auf die andere Sekunde springt die Anzeige hoch auf sechs Minuten Wartezeit. Und ich ahne Schlimmes.

 

Polizeiautos fahren vor. Rot-weiße Absperrgitter werden aufgebaut und drei Personen fangen an, Tafeln mit Thesen mitten auf der Fahrbahn aufzubauen. Wie konnte ich das nur vergessen, es ist Montag, und wie es an Montagen mittlerweile üblich ist, treffen sich ein paar Menschen, um gegen die angebliche Islamisierung des Abendlandes zu demonstrieren und damit mal eben die halbe Innenstadt lahmzulegen. Just in diesem Augenblick tickt die automatische Anzeige an der Bushaltstelle auf null Minuten hinunter, doch ein freundlicher MVG-Mitarbeiter zerstört die Hoffnung sofort: „Der Einsatzleiter der Polizei hat so eben die Straße gesperrt, leider kann hier jetzt kein Bus mehr fahren, aber gerne können sie zur Von-derTann-Straße laufen, dort sollte der Bus pünktlich abfahren.“

 

Circa 30 Personen laufen daraufhin los, angekommen an der Bushaltestelle tut sich nur leider nichts. Minute um Minute vergeht, die Zahl der wartenden Menschen erhöht sich stetig bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. „Das kann doch nicht sein, dass hier kein Bus mehr fährt, weil ein paar Hanseln demonstrieren“, sagt ein Anfang Vierzigjähriger zu einem anderem Fahrgast. Mittlweile sind noch einmal über zwanzig Minuten vergangen.

 

 

Nach knapp einer halben Stunde entscheide ich mich um, hier tut sich nichts mehr, ich fahre doch mit der U-Bahn und laufe das letzte Stück, denke ich mir. Also alles wieder auf Anfang, Fußmarsch zum Odeonsplatz vorbei an mittlweile knapp zehn Pegida Anhängern und gefühlten 50 Polizeiautos. Und wie sollte es auch anders sein, mein positiver Lauf hat sich mal eben um 180 Grad gedreht.

 

Direkt vor meinen Augen fährt meine U-Bahn weg und was danach folgt, ist fast nur noch mit Lachen zu ertragen. „Die Abfahrt der nächsten Bahn verzögert sich auf unbestimmte Zeit“, hallt es durch den Wartebereich am Odeonsplatz. Wieder vergehen 20 Minuten, endlich fährt meine U Bahn ein und jetzt habe ich das, worauf ich scheinbar sehnsüchtig hingearbeitet habe, die Bahn ist komplett überfüllt.

 

Doch jetzt geht es voran und nach knapp 1,5 Stunden habe ich mein Ziel endlich erreicht. Ich laufe die Treppe am Prinzregentenplatz hinauf, die Rolltreppe geht mal wieder nicht, oben steht eine Frau mit Kinderwagen. Gemeinsam tragen wir das gute Stück die Stufen hinunter und ich wünsche ihr eine gute Fahrt. Wie froh bin ich, endlich angekommen zu sein. Ich denke mir nur, eigentlich kannst du dich glücklich schätzen, die arme Mutter hat ihren ganzen Weg noch vor sich und das mit Kinderwagen.

 

 

Mein Fazit: Termine oder Zeitdruck darf man bei einer Fahrt mit der U-Bahn nicht haben und ich bin  froh, meine Alternative Fahrrad gefunden zu haben. Aber andererseits, wann kommt man sonst mit so vielen Münchnern ins Gespräch. Da müssen die Öffentlichen schon Verspätung haben.

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