Di, 19.02.2019 , 09:32 Uhr

Trump droht mit Autozöllen: Mögliche Auswirkungen für BMW und Co.

Mit der Drohung hoher Autozölle versetzt US-Präsident Trump die deutschen Hersteller seit zwei Jahren immer wieder in Aufregung. Ob das Damoklesschwert jetzt tatsächlich fällt, ist aber fraglich.

 

US-Präsident Donald Trump war auch mit dem Versprechen gewählt worden, das Außenhandelsdefizit der USA zu reduzieren. Die deutschen Autobauer nahm er schon in der Woche seines Amtsantritts ins Visier: „Sie können Autos für die USA bauen, aber sie werden für jedes Auto, das in die USA kommt, 35 Prozent Steuern zahlen.“ Jetzt könnte er ernst machen – vielleicht.

 

Wie hoch sind die Autozölle heute?

 

Die USA verlangen für europäische Autos bislang 2,5 Prozent Einfuhrzoll – die EU kassiert 10, China sogar 15 Prozent. Wenn das US-Handelsministerium ein Ungleichgewicht im Autohandel sieht, das die nationale Sicherheit der USA gefährdet, steht es dem Präsidenten frei, Sonderzölle zu erheben. Zuletzt waren 25 Prozent im Gespräch.

 

Wie wichtig sind US-Exporte für die deutschen Hersteller?

 

Laut Branchenverband VDA haben die deutschen Autohersteller im vergangenen Jahr 16,5 Millionen Autos gebaut, davon 5,1 Millionen im Inland. In den USA verkauften sie 1,34 Millionen Autos. Vor allem Porsche ist vom US-Markt abhängig: Der Stuttgarter Autobauer verkauft jedes vierte Fahrzeug in den Staaten und erzielt damit etwa ein Drittel seiner Gewinne. BMW verkauft 17 Prozent, Mercedes 14 Prozent, Audi 12 Prozent und Volkswagen 6 Prozent seiner Autos in den USA.

 

Gefährden die deutschen Autobauer US-Jobs?

 

Für US-Autobauer ist die Konkurrenz aus Japan und Deutschland hart. Marktführer GM baut gerade wieder Stellen ab. Allerdings haben BMW, Mercedes und VW im vergangenen Jahr auch rund 750 000 Autos in den USA gebaut und beschäftigen, mit den Zulieferern vor Ort, 118 000 Menschen. Für BMW ist das US-Werk Spartanburg der zweitwichtigste Standort nach Shenyang in China – alle großen SUV-Autos vom X4 bis zum X7 werden dort gebaut, auch für den Export nach Europa und China. Mercedes baut im US-Werk Tuscaloosa ebenfalls die großen SUVs GLS, GLE und GLE Coupé für alle Märkte und die die C-Klasse für den US-Markt.

 

Welche Standorte träfen höhere US-Zölle in Deutschland?

 

Rund 29 Prozent der deutschen Autoexporte in die USA entfallen auf Baden-Württemberg, 28 Prozent auf Bayern, so das Institut der deutschen Wirtschaft. 62 Prozent der sächsischen US-Exporte kommen aus dem Autobereich. Die Oberklasse-Fahrzeuge Audi A6 bis A8 werden aus Neckarsulm in die USA verschifft, die großen BMWs kommen aus dem niederbayerischen Dingolfing, die Mercedes S- und E-Klasse aus Stuttgart, die Porsches aus Stuttgart, Leipzig und Bratislava. Strafzölle auf Autoteile träfen auch Motorenwerke in Stuttgart, München, Steyr in Österreich und Györ in Ungarn.

 

Könnten die Hersteller Zölle nicht auf die US-Autopreise aufschlagen?

 

Kaum, das zeigt die Erfahrung. China hatte bis Dezember 40 Prozent Zoll für Autos aus den USA kassiert – nur einen Bruchteil davon konnten BMW und Mercedes an ihre SUV-Kunden weitergeben, das meiste ging vom Gewinn ab. Branchenexperte Stefan Bratzel vom CAM-Institut in Bergisch Gladbach sagte, schon der Wegfall der Förderung für den Tesla sei ein Problem gewesen: „Es ist also nicht so einfach, auch im Premiumbereich.“

 

Wären auch deutsche Autowerke in Mexiko betroffen?

 

Trump hat mit Mexiko und Kanada gerade ein neues Freihandelsabkommen ausgehandelt – es wäre erstaunlich, wenn es vom Kongress verworfen würde, sagt Bratzel. Auch die US-Autobauer importieren viele Teile und Autos aus Mexiko. Die deutschen Hersteller haben ebenfalls große Werke in dem Nachbarland. Audi etwa baut dort den Geländewagen Q5 – er macht ein Drittel aller Audi-Verkäufe in den USA aus.

 

Wann kommen die Autozölle?

 

Das steht völlig in den Sternen, nicht nur, weil die EU mit Gegenzöllen droht. Wenn das US-Handelsministerium Trump freie Hand gibt, hat der Präsident 90 Tage Zeit für seine Entscheidung. Er könnte Zölle verhängen und den Vollzug sofort aussetzen, um seine Position in weiteren Verhandlungen mit den Handelspartnern zu stärken. So hat er es bei den Aluminium- und Stahlzöllen mit der EU gemacht. Die USA verhandeln derzeit mit der EU und mit China. Trump gehe es um die gesamte Handelsbilanz, sagt Bratzel. Höhere Autozölle wären da ein Druckmittel, etwa wenn es um Handelsschranken für Agrarprodukte durch Gentechnik- oder Umweltvorgaben geht. Und Trump hat bereits geschafft, dass China für ausländische Autobauer den Zwang zur Beteiligung chinesischer Firmen gelockert hat.

 

Stärkt Trump den Auto-Standort USA?

 

BMW baut den X3 nicht mehr nur in Spartanburg, sondern nun auch in China und Südafrika. Auf der anderen Seite prüft BMW, Motoren in den USA zu bauen, und der VW-Konzern erwägt, Elektroautos in den USA herzustellen. „Diesen Wink haben viele schon verstanden: Wer Autos im Land verkauft, muss dort auch die Wertschöpfung hoch halten“, sagt Bratzel. Als Toyota vor einem Jahrzehnt Ford überholte und GM nahe rückte, hatte die US-Regierung Druck gemacht – Toyota baute seine US-Produktion aus.

 

dpa

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