Vier Ministerien wollen nun ihre Präventionsprojekte ausbauen, um die Radikalisierung junger Muslime frühzeitig zu verhindern. Bei fast jedem Terroranschlag der letzten Jahre gab es Verbindungen in die radikal-islamistische Szene.
Die Staatsregierung will ein Abdriften junger Muslime in Dschihad und Terror vorbeugend verhindern. „Der Nachschub an todeswilligen Dschihadisten reißt nicht ab“, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Montag in München. Bei fast jedem Terroranschlag der vergangenen Jahre habe es Verbindungen in die salafistische Szene gegeben.
Deswegen wollen nun vier Ministerien ihre Präventionsprojekte ausbauen. Beim Landeskriminalamt soll zum 1. Januar eine auf „Deradikalisierung“ spezialisierte Beratungsstelle die Arbeit aufnehmen, die fanatisierte junge Muslime wieder in den sozialverträglichen Alltag zurückholen soll.
Sozialministerin Emilia Müller (CSU) richtet in Augsburg eine Fachstelle ein, die bayernweit mit Beratung und Workshops einer Radikalisierung vorbeugen soll. Träger soll der vom Bundesfamilienministerium geförderte Verein „ufuq“ sein. In Augsburg gebe es bereits vielfältige Erfahrungen in diesem Feld, sagte Müller.
An den Schulen soll der Modellversuch Islamunterricht mit zusätzlichen Millionen deutlich ausgebaut werden, wie Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) sagte. Einzelheiten nannte er nicht.
Justizminister Winfried Bausback (CSU) will der Radikalisierung in Gefängnissen vorbeugen – ausgehend von der Erfahrung, dass manche Dschihadisten eine Vergangenheit als gewöhnliche Kriminelle haben. „Gerade junge Gefangene sind oftmals besonders anfällig“, sagte Bausback. Von Dezember an soll eine zentrale Koordinierungsstelle für den Strafvollzug unter anderem einzelne Gefangene bewerten und die Außenkontakte überwachen.
dpa/lby
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