Fr., 04.12.2015 , 09:08 Uhr

Der Münchner "Weinstadl"

Der Weinstadl – einer der ältesten und noch erhaltenen Häuser Münchens. In früheren Zeiten wurde das Bayerische Baudenkmal zur Lagerung und Verkauf von Wein genutzt, heute genießen Gäste die bayerische-österreichische Küche des Stadtwirts Hofer.

 

Seine Geschichte

 

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts nahm der Weinhandel in der Region stark zu. Daher wurde die Eröffnung eines städtischen Weinhandels erforderlich. Die Stadt erwarb dann am 14. April 1550 ein Gebäude in der Dienerstraße und Burgstraße, die zur Lagerung und als Verkaufsstätte von Wein dienen sollten. Der „Weinstadl“ hingegen wurde bereits 1525 im gotischen Stil gebaut. Der Maurermeister Hans Aerenhofer gestaltete das Bürgerhaus Mitte des 16. Jahrhunderts zum Stadtschreiberhaus um. Es bietete auch dem Amt für Isargoldwäscherei Raum für ihre Arbeit.

 

 

Während das Haus in der Dienerstraße schon als „Weinstadl“ genutzt wurde, hatte das Gebäude in der Burgstraße von 1552 bis 1612 noch die Funktion als Stadtschreiberei. Anschließen fungierten beide Bauten als „Weinstadl“. 1622 änderte sich die Weinmarktordnung – ab sofort konnte nicht nur an Montagen und Dienstagen mit Wein gehandelt werden, sonder täglich zu festgelegten Zeiten, das ganze Jahr über. Am 12. Oktober 1758 wird hier wissenschaftliche Geschichte geschrieben – der kurfürstliche Rat Johann von Linprun gründete die „Bayerische Gelehrten Gesellschaft“, die mehrere Monate später zur „Bayerischen Akademie der Wissenschaften“ gehoben wurde. Während des 18. Jahrhundert beherbergten die Räume verschiedene Weinwirtschaften.

 

Anfang des 19. Jahrhunderts übernahmen dann stadtnahe Adelige die Weinlagerungsstätten. Doch bereits 1820 erwarb ein Münchner Bürger erstmals seit 1550 wieder das Haus in der Burgstraße. 1913 gelang Friedrich Hoeck an den früheren „Weinstadl“, durch Erbschaft oder Heirat, und vereinigte somit das Haus in der Dienerstraße, das er bereits 1873 zu seinem Besitz machte, mit dem Gebäude der Burgstraße. Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs zerstörten nicht nur den Alten Peter, das Alte Rathaus oder die Frauenkirche, sondern auch das alte Bürgerhaus wurde stark beschädigt. Die Instandsetzung erfolgte 1951 durch Siegfried Schmelcher. Die bemerkenswerte Fassade, die von Hans Mielich bemalt wurde, musste auch vollständig restauriert werden. Anfang der 90er-Jahre wurde der Innenraum nochmals umgebaut. 2008 wurde der historische „Weinstadl“ nochmals saniert und erstrahlt jetzt in seiner alten Pracht.

 

 

Seine Funktion heute

 

Heute wird in dem Haus in der Burgstraße zwar nicht mehr groß mit Wein gehandelt, doch genossen werden edle Tropfen trotzdem noch verköstigt. Der Stadtwirt Hofer mietet die alten Räumlichkeiten für das Restaurant, die Bar und den Laubenhof. Um die Tradition noch beizubehalten, stehen ausschließlich bayerische-österreichische Gerichte auf der Speisekarte. Es ist die richtige Lokation für Münchner Tradition und guter Küche.

 

 

Besonderheiten

 

Architektonisch hat der alte „Weinstadl“, besonders durch sein fast 500-jähriges Bestehen, einiges zu bieten. Auffallend ist die bemalte Renaissancefassade. Verziert wurde sie durch den bekannten Münchner Maler Hans Mielich in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Da während des zweiten Weltkriegs auch der „Weinstadl“ starke Schäden ertragen musste, musste von 1962 bis 1963 die Fassade restauriert werden. Der spätmittelalterliche Laubenhof mit Laubengarten gibt dem alten Gotik-Haus besonders viel Scharm, zumal sich inmitten des Hofes der letzte gotische Treppenturm in Schneckenform befindet. Im Innenraum sorgt das typisch gotische Kreuzgewölbe für eine glanzvolle Stimmung.
Vielleicht hat die märchenhafte Ausstrahlung des Hauses auch Mozart inspiriert. Gerüchten zufolge soll er im Nachbarhaus 1782 seine Oper „Idomeneo“ komponiert haben. Diese wurde dann im Münchner Opernhaus uraufgeführt.

 

 

 

 

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