Do., 20.08.2015 , 10:18 Uhr

Oktoberfest: Stadt bietet Touren über die Wiesn-Baustelle

Der Millionen Euro teure Aufbau für das Oktoberfest ist in vollem Gange. Derzeit bietet die Stadt Führungen für Touristen und Einheimische über die riesige Wiesn-Baustelle an.

 

Anfragen für die Führungen kommen von weit her
Sie tragen gelbe Bauarbeiterhelme und orange Warnwesten, stapfen an riesigen Containern vorbei und begutachten Rohbauten. Stadtführung der besonderen Art. Erstmals gibt es Touren über Münchens derzeit größte Baustelle. Touristen und Einheimische lassen sich auf der Theresienwiese den Aufbau des Oktoberfests zeigen. Über einen Promi-Eingang kommen sie auf das gesperrte Gelände: Ein Tunnel führt von der Theresienhöhe an die hinteren Eingänge der Zelte. Von dort sind es nur ein paar Meter zum Schottenhamel, in dem sich die Prominenz zum Anstich versammelt. Wenn Politiker das Volksfest besuchen, parken ihre gepanzerten Fahrzeuge am Tunnelausgang.

 

Für den Aufbau ist das 34 Hektar große Gelände unter der Bavaria abgesperrt. Das Betreten ist verboten, wenn Kräne riesige Dachfirste und ganze Bierzeltwände hin- und herhieven und Laster tonnenschwere Container mit Bauteilen anliefern. Viele seien neugierig, wie die Vorbereitungen funktionierten, begründete Wiesnchef Josef Schmid (CSU) das ungewöhnliche neue „Kulturangebot“ der Stadt. „Wir wollen damit der starken Nachfrage nachkommen.“

 

Hier sehen Sie einen aktuellen Wiesn-Rundgang:

 

Für den elfjährigen Lucas ist die Tour Ferienprogramm, ein Teilnehmer begeistert sich für Führungen aller Art und hat schon Hunderte absolviert. Anfragen für die Termine an den Freitagen im August kommen auch von weit her, etwa aus Frankfurt am Main.

 

Ein Festzelt lagert in 150 Conatainern

Am 19. September heißt es wieder „O’zapft is“. Bis zum 4. Oktober werden zum größten Volksfest der Welt sechs Millionen Besucher erwartet. Der Aufwand für die 16 Festtage ist immens. Der Aufbau beginnt schon im Juli und dauert zweieinhalb Monate, der Abbau endet erst im November. „Bevor ich überhaupt den Schlüssel umdrehe, habe ich Verträge für 1,8 Millionen Euro abgeschlossen“, sagt Toni Winklhofer, Wirt des Festzelts Tradition auf der Oidn Wiesn.

Einen Monat vor dem Wiesn-Start führt nun der Projekt- und Veranstaltungsleiter der Stadt, Andre Listing, 20 Teilnehmer über das Gelände, auf dem Lastwagen rangieren und riesige Gabelstapler herumkurven. Arbeiter mit blankem Oberkörper schwitzen in sommerlicher Hitze. „Was vor 20 Jahren mit Muskelkraft bewegt wurde, dafür gibt es heute schweres Gerät“, sagt Listing. 150 Container, um die zehn Tonnen schwer, bergen die Teile für ein einziges großes Bierzelt – insgesamt gibt es 16 solcher Bierhallen.

 

 

Mehr als 40 Kilometer Kabel werden verlegt, unter der Theresienwiese liegen zehn Kilometer Wasser- und acht Kilometer Gasleitungen. In den zwei Festwochen werden 3,1 Millionen Kilowattstunden Strom verbraucht – die würden ein Jahr lang für 1300 Haushalte reichen. Hunderte Arbeiter, Ingenieure, Elektriker und Installateure bauen Bierzelte, Buden, Fahrgeschäfte und mehr als 1500 Klos für das Oktoberfest auf.

 

Die Küchenböden auf der Theresienwiese werden zubetoniert

Auf der sonst kargen Fläche entsteht eine ganze Stadt. Grüne Wiese wird asphaltiert. Fundamente werden freigegraben. „Die Firmen wissen, wo sie liegen“, sagt Listing. Und zwar zentimetergenau. Viele sind seit Jahrzehnten beim Aufbau dabei, wie Toni Pletschacher von der gleichnamigen Zeltbaufirma.

 

Schon stehen die Rohbauten der Festhallen. Nun werden die Küchenböden betoniert, eine Auflage der Behörden aus Hygienegründen. Die Böden werden alljährlich nach dem Fest wieder abgerissen, genau wie asphaltierten Flächen im Südteil des Festgeländes. Hier wird nach dem Fest frische Erde angefahren und Rasen gesät – damit die Theresienwiese während des Jahres ein bisschen grün ist und ihrem Namen gerecht wird.

 

Das „Löwenbräu“-Zelt ist noch leer, die Boxen mit Bänken und Tischen werden in Kürze eingebaut. Berufsschullehrein Rosella Roth deutet auf den blanken Bretterboden. „Hier sitze ich immer!“ Sie ist Stammgast – und will endlich einmal das „drumherum“ vorher kennenlernen. „Ich sitz sonst nur im Zelt, trink mein Bier – und freu mich.“

 

Hier sehen Sie Bilder vom Wiesn-Aubau 2014:

 

 

Sabine Dobel, dpa

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