Mo., 20.02.2017 , 15:32 Uhr

Rettungskräfte brauchen länger zum Einsatzort - viele Fehlalarme

Eine Anfrage der Landtags-SPD offenbart: Notärzte in Bayern brauchen immer länger bis zum Einsatzort. Der Notarztverband wehrt sich gegen die Kritik – und nennt Gründe für die langen Fahrtzeiten.

 

 

Rettungskräfte kommen in Bayern immer später an ihrem Einsatzort an. Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Harry Scheuenstuhl hervor. Im Durchschnitt habe etwa jedes zehnte Einsatzfahrzeug länger als zwölf Minuten bis zum Einsatzort gebraucht – die als Hilfsfrist ab der Alarmierung angestrebt sind.

 

Zwischen 2013 bis 2015 sank demnach die Quote der Rettungskräfte, die derart pünktlich vor Ort ankamen, in allen 26 bayerischen Rettungsdienstbereichen mit Ausnahme von Donau-Iller (Schwaben) und Erding (Oberbayern). Wie die SPD-Landtagsfraktion am Montag weiter mitteilte, betrug der Rückgang bis zu 3,5 Prozentpunkte. Am schlechtesten schnitt 2015 die Rettungswache im unterfränkischen Weibersbrunn (Landkreis Aschaffenburg) ab, wo nur bei 64 Prozent der Einsätze Rettungskräfte innerhalb von zwölf Minuten am Einsatzort waren. Danach folgten Tittling im niederbayerischen Landkreis Passau (65 Prozent) und Hengersberg im Landkreis Deggendorf (69 Prozent).

 

„Hier geht es um die Gesundheit der bayerischen Bevölkerung“, stellte Scheuenstuhl fest. Der SPD-Politiker forderte das Innenministerium auf, regulierend einzugreifen, um die gegenwärtige Situation zu verbessern. „Es besteht dringender Handlungsbedarf, damit sich dieser negative Trend nicht weiter fortsetzt“, erklärte er.

 

Peter Sefrin, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der in Bayern tätigen Notärzte (AGBN), sieht zu viele Fehlalarme als Grund für die Zahlen. 30 bis 40 Prozent aller Fälle würden als Notfälle gemeldet, obwohl sie eigentlich keine Notfälle seien. Viele Menschen riefen bei Erbrechen, Fieber, Husten oder Schnupfen den Notarzt. Sefrin sprach von einem „sehr großen Anspruchsdenken“ in der Bevölkerung.

 

Hinzu komme, dass insbesondere auf dem Land die Dichte von Krankenhäusern ausgedünnt worden sei. Deshalb seien Krankenwagen länger unterwegs. Dennoch dürfe man die Patienten nicht verunsichern, sagte Sefrin: „Es ist nicht so, dass keiner kommt.“ Wenn ein Krankenwagen zu lange brauche, bestehe stets die Möglichkeit, einen Helikopter zu schicken. Außerdem gebe es beinahe in jeder bayerischen Ortschaft inzwischen sogenannte First Responder, die mit Erster Hilfe die Zeit überbrücken könnten, bis ein Notarzt eintreffe.

 

dpa

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