Fr., 17.03.2017 , 17:00 Uhr

Abschlussbericht zum Amoklauf in München vorgestellt

Die Ermittlungen zum Amoklauf des 18-jährigen David S. am 22. Juli 2016 in München sind nun offiziell abgeschlossen. In einer Pressekonferenz wurde heute durch die Staatsanwaltschaft München I und das Landeskriminalamt Bayern der Abschlussbericht vorgestellt.

 

Die Amok-Tat im Münchner OEZ erschütterte 2016 nicht nur München und Deutschland sondern erlangte auch international mediale Beachtung.

 


 

Gerade vor dem Hintergrund vermehrter politisch motivierter Anschläge und Attentate auf der ganzen Welt erlangte das Ereignis vergangenes Jahr innerhalb kürzester Zeit weltweite mediale Aufmerksamkeit. Zunächst wurde ein Anschlag terroristischer Art vermutet. Auch Ex-US-Präsident Barack Obama ließ an dem Tag seine Anteilnahme an den Ereignissen in München bekunden.

 

Der Verdacht auf das Vorliegen einer, wie zunächst befürchtet, politisch motivierten Tat wurde recht schnell verworfen. Auch nach abschließenden Ermittlungsstand kann ein solches Tatmotiv ausgeschlossen werden.

 

Vielmehr wird eine mögliche psychische Erkrankung als Ursache vermutet. Aufgrund des Todes des Amokläufers, welcher am Ende der Tat durch Selbstmord erfolgte, ist eine genaue Ergründung des Tatmotivs jedoch nicht möglich. Als äußerst gewichtig und daher vermutlich ursächlich für den Amoklauf gelten jedoch diverse Umstände im sozialen Umfeld des Täters.

 

Seine Freizeit gestaltete der Täter vornehmlich mit Ego-Shooter-Spielen vor dem PC. Zudem beschäftigte sich David S. intensiv mit dem Thema Amok.

 

Grund dafür war wohl, dass David S. im Laufe seiner Schulzeit über Jahre hinweg von Mitschülern gemobbt und teils auch körperlich misshandelt wurde. Vermutlich führte eine gewisse psychische Auffälligkeit von S. zu einer weitestgehenden Isolation von Gleichaltrigen. In der Folge entwickelte er einen ausgeprägten Hass. Dieser richtete sich gegen Personen, die bezüglich Alter, Aussehen, Herkunft und Lebensstil den mobbenden Mitschüler glichen. Begleitet wurde der Hass schließlich auch von zunehmenden Rachephantasien. Durch Ego-Shooter-Spiele und die Faszination am Amoklauf von Anders Breivik 2011 gewannen diese wohl zunehmend an Realität für den 18-Jährigen.

 

David S. hat die Tat alleine geplant und durchgeführt. Weder Familie, behandelnde Ärzte, Lehrer oder sonstige Personen aus dem Umfeld des Täters hätten die Tat laut Abschlussbericht vorhersehen können.

 

Anders verhält es sich beim 31-jährigen Waffenhändler, welcher S. sowohl Waffe als auch Munition verkauft hatte. Er hätte demnach zumindest erwarten können, dass in der Konsequenz des Verkaufs von Waffe und Munition (567 Patronen) in solcher Höhe Personen zu Schaden kommen bzw. tödlich verunglücken könnten. Er wird deshalb wegen fahrlässiger Tötung von neun Menschen und Verstößen gegen das Waffenrecht vor dem Landgericht München I angeklagt. Ihm droht eine mehrjährige Freiheitsstrafe.

 

David S. kaufte Waffe und Munition laut Ermittlungen bei besagtem Händler im Darknet für etwa 4.000 Euro. Nach einem ersten Treffen, bei dem Waffe und Munition geliefert wurden, übte der Täter im Keller seines Wohnhauses den Umgang mit der Waffe. Dabei gab er wohl mindestens 107 Schuss ab. Dass dies unentdeckt blieb, konnte sowohl durch Anwohner, als auch durch eine sog. „Schallrekonstruktion“ von Waffengutachtern erklärt werden. Demnach sei die Gebäude-Konstruktion verantwortlich dafür gewesen, dass die auf Zeitungsstapel abgefeuerten 107 Schüsse akustisch unauffällig waren.

 

Nach den „Übungen“ kaufte S. erneut Munition im Wert von 350 Euro beim selben Händler. Wie beim ersten Treffen, erfolgte das Geschäft auch hier in Marburg. Bei der Munition handelte es sich um ein Kaliber von 9 x 19 mm – alle vom selben Hersteller und aus einer Produktion. Bei seinem Amoklauf gab er insgesamt 59 Schuss ab. Ein Schuss viel durch die Polizei. Am Ende der Tat erschoss sich der Amokläufer vor den Augen der Polizeibeamten selbst.

 

Eine Chronologie des Amoklaufs finden Sie im Video:

 

Die zu Tode gekommenen Opfer sind laut rechtsmedizinischer Expertise sofort verstorben bzw. haben sofort das Bewusstsein verloren. Eine Überlebenschance bestand aufgrund der massiven Verletzungen für keines der Todesopfer. Weitere Tote konnten dank Einsatz und Engagement von Polizei, Rettungskräften und Bevölkerung verhindert werden.

 

Der entdeckte Chatverlauf mit einem gewissen „Bastian“ hat nach forensischem Gutachten wohl nie stattgefunden. David S. hatte den Verlauf offenbar selbst erstellt, „Bastian“ existiert also nicht.

 

Den Einladungen in die Schnellrestaurant-Kette, die der Täter unter gefälschtem Mädchen-Profil auf Facebook Tage zuvor verbreitet hatte, ist wohl keines der Opfer gefolgt. Dass sich der Amoklauf gegen gezielte Opfer richtete, kann wohl ausgeschlossen werden. In der Filiale begann der Amoklauf des Todesschützen am 22. Juli. Alleine dort tötete er 5 minderjährige Personen und verletzte eine schwer.

 

Der Rucksack in dem der Täter Waffe und Munition versteckte, bevor er in der Fastfood-Kette das Feuer eröffnete…

 

Die Familie des Amokläufers wurde aufgrund zahlreicher Drohungen in ein Opferschutzprogramm aufgenommen.

 

Die Familien der Opfer wurden und werden teils immer noch durch Beame des Bayerischen LKAs und durch Betreuungsorganisationen betreut.

 

Nach dem Amoklauf gab es eine Mahnwache am OEZ und zahlreiche Trauerfeiern

 

Durch Veröffentlichung des Abschlussberichtes sind die Ermittlungen nun abgeschlossen. Die Sonderkommission ist aufgelöst.

 

Wie schwer der Übergang zurück in die Normalität für alle Beteiligten und Betroffenen ist, seht ihr in unserem Beitrag.

 

kw

Quelle: Abschlussbericht des Bayerischen Landeskriminalamtes

2016 Amok Amoklauf Bayerisches Landeskriminalamt BLKA Darknet David S. Dönermorde Mord München OEZ Olympiaeinkaufszentrum Opfer Pistole Polizei Schießerei Täter Tote Waffe

Das könnte Dich auch interessieren

14.02.2025 Bundesanwaltschaft übernimmt Ermittlungen zu Auto-Anschlag Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen zu dem Anschlag in München mit 37 Verletzten übernommen. Die Karlsruher Behörde erklärt das mit der besonderen Bedeutung des Falls und einem möglichen Angriff auf die freiheitliche demokratische Grundordnung.   Wegen der besonderen Bedeutung des Falls hat jetzt die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen zu dem Anschlag auf Demonstranten in München mit 13.08.2025 Münchener Klischees widerlegt: Diese 3 Dinge stimmen einfach nicht! Klischee #1: München ist teuer Unbestritten führt München die Liste der teuren Städte in Deutschland an, vor allem wenn es um Wohnungen in der Altstadt, im Lehel oder in Schwabing geht. Quadratmeterpreise von 20 oder 30 Euro sind dort keine Ausnahme, sondern bittere Realität. Doch wer glaubt, das gesamte Stadtgebiet schwimme in einem Ozean aus 06.08.2025 Die Münchner Altstadt – was gibt es zu sehen? Marienplatz in München Der zentrale Stadtplatz wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts unter der Herrschaft des bayerischen Herzogs Heinrich des Löwen angelegt. Seinen Namen verdankt der historische Platz der Heiligen Jungfrau Maria – er wurde ihr jedoch erst 1807 verliehen, in der Hoffnung, dass die Schutzpatronin München vor einer Cholera-Epidemie bewahren würde. Seit 17.06.2025 Der Start-Up-Spirit Münchens und was er mit Kryptowährungen zu tun hat Denn München gehört zu den Städten, die vor Tech-Insider und Finanz-Experten nur so wimmelt. Es ist also kein Wunder, dass das Thema Krypto hier so richtig hoch im Kurs ist. Und das schon längst nicht mehr nur bei ein paar wenigen. Denn selbst Menschen, die eigentlich überhaupt nichts mit der Szene zu tun haben, sehen